4.25  STARTUNTERBRECHUNG BEIM WINDENSTART

Du lernst, auf eine unerwartete Startunterbrechung richtig zu reagieren, die erforderlichen Entscheidungen zu treffen und die geeigneten Verfahren auszuführen. Schon beim Startcheck wirst du auf den Seilriss hingewiesen. So lernst du frühzeitig, welche Landemöglichkeiten und Flugverfahren du für eine sichere Landung hast.

Eine Startunterbrechung kann verschiedene Ursachen haben:

  • Windenschleppseil wird überbeansprucht und reißt. Das ist der klassische Seilriss
  • Sollbruchstelle bricht aus dem gleichen Grund.
  • Schleppleistung der Winde lässt nach.

Die möglichen Verfahren werden während der Ausbildung mehrfach geübt, damit du bei einer Startunterbrechung die erforderlichen Maßnahmen durchführst und sicher landest. Du darfst nie hastig und unkontrolliert reagieren.
Die erste Maßnahme ist immer die Einnahme einer angepassten Längsneigung, die zu einer sicheren Fluggeschwindigkeit führt.
Anschließend gibt es je nach erreichter Flughöhe, Platzverhältnissen und Wetterbedingungen unterschiedliche Möglichkeiten:

  • Geradeauslandung
  • Umkehrkurve
  • Platzrunde (ggf. verkürzt)

 

VERHALTEN BEI STARTUNTERBRECHUNG

  1. zügig nachdrücken und Landeanfluggeschwindigkeit einnehmen (unkontrolliertes, hastiges Nachdrücken vermeiden)
  2. dreimal Nachklinken
  3. Landeverfahren festlegen

Vergiss nie auszuklinken. Seilreste, die noch am Flugzeug hängen, sind nicht nur hinderlich, sie können auch gefährlich werden.

1  Startunterbrechung bis ca. 100 m AGL

  • Geradeaus landen

Sage dir und deinem Fluglehrer bei einer Startunterbrechung das von dir vorgesehene Startabbruch- und Landeverfahren laut vor. So lernst du immer richtig zu reagieren, und es fällt dir leichter, diese kritische Phase zu meistern. Bei Querwind sollte die Landekurve wenn möglich immer gegen den Wind geflogen werden.

Merke (die drei N):

  • Nachdrücken (Landeanfluggeschwindigkeit)
  • Nachklinken (dreimal ausklinken)
  • Nachdenken (Verfahren festlegen)

2  Startunterbrechung in kritischer Höhe um 100 m AGL

  • 2a Mit dem Wind einkurven – Entscheidung Landeoval;
  • 2b Mit dem Wind einkurven – Entscheidung Umkehrkurve –  Landung mit Rückenwind.

Bei Seilriss in kritischer Höhe kann es vorkommen, dass du in Höhen deutlich unter 100 m GND Kurven fliegen musst. Solange du eine angepasste Längsneigung bei einer sicheren Fluggeschwindigkeit einnimmst, ist das kein Problem.

Du hast gelernt, deine Fluggeschwindigkeit im „Normal-Flug“ vorzugsweise über das Horizontbild zu kontrollieren. Leider ist das Fliegen in niedriger Höhe bei diesem „eingeübten“ Horizontbild nicht mehr möglich; du wirst zu langsam (Problem des „steigenden Horizonts“). Weiterhin besteht in niedriger Höhe die Gefahr, abhängig von lokalen Bedingungen unbewusst ansteigenden Geländekonturen nachzufliegen; auch hier wirst du zu langsam.

Merke, dass es beim Flug in niedriger Höhe nicht möglich ist, eine sichere Fluggeschwindigkeit über das „eingeübte“ Horizontbild einzunehmen. Eine sichere Fluggeschwindigkeit ist hier konsequent durch häufigen Kontroll-Blick auf den Fahrtmesser sicherzustellen. Kurven unter 100 m AGL sollten nach Möglichkeit nicht mit zu großer Querneigung geflogen werden. Neben ausreichender Fahrt ist vor allem wichtig, dass du die Kurven sauber fliegst.

Diese Situation sollte regelmäßig mit einem Fluglehrer geübt werden.

Beachte:
Lies zum Thema STARTUNTERBRECHUNG BEIM WINDENSTART auch Kapitel 6.7.1 NOTVERFAHREN BEI START- UND LANDEVORGÄNGEN in „Theoretische Ausbildung für die SPL“

 

3  Startunterbrechung in Höhen über 100 m AGL

  • 3a Verkürzte Platzrunde in der üblichen Platzrundenrichtung;
  • 3b Stark verkürzte Platzrunde – mit dem Wind einkurven.

Abhängig von lokalen Bedingungen gibt es in unmittelbarer Platznähe mitunter Außenlandemöglichkeiten, die mit wenigen Richtungsänderungen und aus geringer Höhe sicher erreichbar sind. Du kannst diese Möglichkeiten aus Sicherheitsgründen ebenfalls nutzen.

Dein Fluglehrer wird dich einweisen. 

 

Die Winde ist mit einer Kappvorrichtung für Notfälle ausgerüstet. Falls sich das Windenseil beim Ausklinken nicht vom Flugzeug löst, kappt der Windenfahrer das Windenseil. In diesem Fall musst du etwas schneller fliegen und mit dem anhängenden Seil landen. Die Kappvorrichtung ist eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme und kommt nur sehr selten zum Einsatz.