6.7 Notverfahren
Emergency procedures
Dieser Abschnitt über Notverfahren ist unterteilt in:
- 6.7.1 Notverfahren bei Start und Landevorgängen
- 6.7.2 Wetterbedingte Notfälle
- 6.7.3 Ausleiten Trudeln
- 6.7.4 Technisches Versagen
- 6.7.5 Landung in besonderen Fällen
Beachte:
6.7.1 Notverfahren bei Start- und Landevorgängen
Was ist beim Abbruch eines Windenstarts oder F-Schlepps zu beachten, wie reagiert man richtig und sicher?
6.7.1.1 Notverfahren bei Abbruch eines Windenstarts
- Startunterbrechung beim Windenstart
- Der Seilriss
- Leistungsabfall der Winde
- Gefährlich überhöhte oder zu niedrige Geschwindigkeit im Windenschlepp
- Notverfahren beim Startabbruch
- Kapp-Vorrichtung (Landung mit „angehängtem Seil“)
Startunterbrechung beim Windenstart
Wie wird eine Übung zur Windenstartunterbrechung durchgeführt, welche Reaktionsschritte werden in welcher Reihenfolge erwartet, welche Landemöglichkeiten gibt es?
Ziel der Übung: Überprüfung der richtigen Reaktion auf einen unerwarteten Seilriss.
Der Segelfluglehrer klinkt das Segelflugzeug bei der in der Übung gewünschten Höhe aus und erwartet folgende Reaktion:
Zügig nachdrücken, deutlich mehr als in normaler Fluglage und mit Landegeschwindigkeit fliegen; unkontrolliertes, hastiges Nachdrücken vermeiden | |
3 x nachklinken, aktuell geflogene Geschwindigkeit prüfen und laut vorsagen | |
Nachdenken und Landeverfahren festlegen
• Vorsicht bei der Betätigung der Luftbremsen
• Bei einem Seilriss in geringer Höhe: geradeaus landen
• Bei einem Seilriss oberhalb von ca. 100 m AGL: Landeoval; Umkehrkurve; verkürzte
Platzrunde
• Wenn das Seil in größerer Höhe reißt: Überprüfe die Höhe; verkürzte ggf. normale Platzrunde |
Eine Startunterbrechung kann verschiedene Ursachen haben:
- Windenschleppseil wird überbeansprucht und reißt. Das ist der klassische Seilriss
- Sollbruchstelle bricht bei Überlastung
- Schleppleistung der Winde lässt nach
- Du klinkst wegen gefährlich hoher oder zu niedriger Geschwindigkeiten aus
Die möglichen Notverfahren werden während der Ausbildung mehrfach geübt, damit du bei einer Startunterbrechung die erforderlichen Maßnahmen durchführen und sicher landen kannst. Du darfst nie hastig und unkontrolliert reagieren.
Jeder Alleinflieger erlebt irgendwann einmal einen Seilriss oder Sollbruchstellen-Bruch. Deshalb ist das zugehörige Notverfahren ein verpflichtender Bestandteil der Ausbildung vor dem ersten Alleinflug.
Es gibt je nach erreichter Flughöhe, Platzverhältnissen und Wetterbedingungen unterschiedliche Möglichkeiten:
- Geradeauslandung
- Umkehrkurve, Landeoval oder Vollkreis
- Platzrunde (ggf. verkürzt)
- Außenlandung
Abhängig von lokalen Bedingungen gibt es in unmittelbarer Platznähe mitunter Außenlande-möglichkeiten, die mit wenigen Richtungsänderungen und aus geringer Höhe sicher erreichbar sind. Du kannst diese Möglichkeiten aus Sicherheitsgründen ebenfalls nutzen. Dein Segelfluglehrer wird dich hierzu einweisen.
Prüfe vor jedem Flug, insbesondere auf einem unbekannten Flugplatz, wo du Platz zum Landen hast für den Fall, dass du einen Seilriss bekommst.
Die erste Maßnahme bei Seilriss ist immer die Einnahme einer angepassten Längsneigung (Nachdrücken), die zu einer sicheren Fluggeschwindigkeit führt. Du drückst deutlich mehr als in normale Fluglage. Vermeide unkontrolliertes, hastiges Nachdrücken. Vorsicht bei der Betätigung der Luftbremsen!
Sage dir und deinem Segelfluglehrer bei einer Startunterbrechung die aktuelle Geschwindigkeit und das von dir vorgesehene Startabbruch- und Landeverfahren laut vor. So lernst du immer richtig zu reagieren, und es fällt dir leichter, diese kritische Phase zu meistern.
Bei Seitenwind kurvst du nach dem Seilriss, wenn möglich, mit dem Wind weg und beendest die (verkürzte) Platzrunde mit einer Landekurve gegen den Wind.
Merke (die drei N):
- Nachdrücken (Landeanfluggeschwindigkeit), unkontrolliertes, hastiges Nachdrücken vermeiden.
- Nachklinken (dreimal ausklinken), aktuell geflogene Geschwindigkeit prüfen und laut vorsagen. Vergiss nicht, auszuklinken, da du sonst mit einem Stück Seil herumfliegen könntest.
- Nachdenken (Startabbruch- und Landeverfahren festlegen, aktuelle Geschwindigkeit und das von dir vorgesehene Verfahren laut vorsagen, Vorsicht bei der Betätigung der Luftbremsen).
Der Seilriss
Schlagartig nachlassender Seilzug
Leistungsabfall der Winde
Meist schleichendes Nachlassen des Seilzugs
Gefährlich überhöhte oder zu niedrige Geschwindigkeit im Windenschlepp
Faktoren der Beeinflussung der Fluggeschwindigkeit während des Windenstarts
Deine Fluggeschwindigkeit im Start wird durch viele Faktoren beeinflusst. Neben dem oben geschilderten Leistungsverlust der Winde sind dies insbesondere
- Gegen- oder Rückenwind welcher durch den Windenfahrer nicht ausreichend berücksichtigt wird.
- zu zögerlicher oder zu abrupter Übergang in die Steigfluglage
- zu flacher oder zu steiler Steigflug
- zu geringe oder zu hohe Leistungseinstellung am Windenmotor
- zu frühes oder zu spätes Nachlassen der Steigfluglage beim Erreichen der Ausklinkhöhe
Für beide Betriebszustände (zu schnell / zu langsam) ist eine deutliche Reduktion der Steigfluglage empfehlenswert, um eine Überlastung von Windenseil oder Segelflugzeugstruktur bzw. einen Strömungsabriss zu verhindern.
War die Geschwindigkeit zu gering hat der Windenfahrer jetzt die Möglichkeit die Leistung der Winde zu erhöhen, um damit die Fluggeschwindigkeit wieder zu steigern.
Notverfahren beim Startabbruch
Beschreibung der Verfahren in Abhängigkeit von der Höhe, dem Wind und den lokalen Gegebenheiten
Startabbruch vor dem Anrollen
Nicht genutzte Seile müssen den erforderlichen Seitenabstand haben, damit sie nicht überrollt werden können
Beim Betrieb von Mehr-Trommel-Winden ist der Startleiter dafür verantwortliche, dass nicht genutzte weitere Seile den erforderlichen seitlichen Abstand vom startbereiten Segelflugzeug haben (siehe Abschnitt 6.2.1.3 Einklinken beim Windenstart).
Übrigens ...
Startabbruch beim Anrollen
Überrollen - Start abbrechen, Gefahr durch zu hohen Grasbewuchs, bei Bodenberührung sofort ausklinken!
Beim zügigen Straffen des Seils kann es vorkommen, dass dein Flugzeug mit einem Ruck anrollt und durch diesen Schwung das Schleppseil überrollt wird. Das kannst du jedoch aus dem Cockpit heraus nicht sehen. Dieses Überrollen ist nicht ungefährlich, daher muss der Startleiter den Startvorgang sofort stoppen (3x Halt – Stopp).
Auch besteht beim Anrollen die Gefahr der Bodenberührung mit einer Tragfläche (Flächenhalter läuft nicht lange genug mit; seitliche Windkomponente; späte Reaktion des Luftfahrzeugführers; schlechte Querruderwirkung beim Anrollen; etc.). Deshalb ist es wichtig, dass die Start- und Landebahnen ständig kurz gemäht und eben sind. Bei höherem Grasbewuchs besteht die Gefahr, dass die Tragflügelenden hängen bleiben, das Segelflugzeug ausbricht und es zu einem schweren Unfall kommt.
Reißt das Schleppseil noch während des Anrollens, klinkst du aus, hältst die Tragflächen waagerecht, steuerst deine Rollrichtung (möglichst geradeaus), fährst die Luftbremsen aus und bremst notfalls ab.
Berührt während des Startvorgangs beim Anrollen eine Tragfläche den Boden, musst du sofort ausklinken!
Halte beim Start die linke Hand im Bereich des gelben Ausklinkgriffs, um im Notfall sofort ausklinken zu können. Binde die Position und die Erreichbarkeit des gelben Ausklinkgriffs in deinen Startcheck ein!
Unter diesem Link (https://www.youtube.com/watch?v=MuTapfTWTQQ) findest du ein Video, in dem ein Segelflugzeug bei hohem Grasbewuchs im Anrollen Bodenberührung hatte. Glücklicherweise haben beide Piloten den Unfall überlebt. |
Startabbruch (Seilriss) unterhalb 100 m AGL
Landung voraus in oder neben der Windenstrecke
Startabbruch (Seilriss) im kritischen Bereich um 100 m AGL
Landemöglichkeiten in Abhängigkeit von den kritischen Gegebenheiten
nachdrücken, 3 x nachklinken, nachdenken, und, abhängig von kritischen Gegebenheiten (Platzlänge, Wirkung Luftbremsen, Wind, Außenlandemöglichkeiten),
-
- Landung geradeaus,
- Landung gegen die Startrichtung,
- Landung quer zur Startrichtung,
- Landung nach verkürzter Platzrunde,
- Landung außerhalb des Flugplatzes.
- Landung geradeaus,
Bei Seilriss im kritischen Bereich kann es vorkommen, dass du in Höhen deutlich unter 100 m AGL Kurven fliegen musst. Solange du eine angepasste Längsneigung bei einer sicheren Fluggeschwindigkeit einnimmst, ist das kein Problem.
Du hast gelernt, deine Fluggeschwindigkeit im „Normal-Flug“ vorzugsweise über das Horizontbild zu kontrollieren. Leider ist das Fliegen in niedriger Höhe bei diesem „eingeübten“ Horizontbild nicht mehr möglich; du wirst zu langsam (Problem des „steigenden Horizonts“). Weiterhin besteht in niedriger Höhe die Gefahr, abhängig von lokalen Bedingungen unbewusst ansteigenden Geländekonturen nachzufliegen; auch hier wirst du zu langsam.
Startabbruch (Seilriss) über 100 m AGL
Landung nach ggf. verkürzter Platzrunde auf dem Landefeld
nachdrücken, 3 x nachklinken, nachdenken, Positionsbestimmung und Entscheidung zum Landeverfahren.
xx
In der Regel landest du über eine (verkürzte) Platzrunde auf den Landefeld.
Wenn sich herausstellt, dass du nicht hoch genug bist, um über eine verkürzte Platzrunde auf dem Landefeld zu landen, drehe früher ein und lande zwischen dem Startpunkt und der Winde.
Die Entscheidungshöhen für die verschiedenen Varianten sind zirka Angaben, die überlappen können und sind auch abhängig von
Kapp-Vorrichtung (Landung mit "anhängendem Seil")
Verhalten bei einer Landung mit gekapptem Seil am Segelflugzeug
An der Winde befindet sich eine Kapp-Vorrichtung. Sie dient dazu, das Seil von der Winde zu trennen (kappen) wenn eine Trennung am Segelflugzeug scheitert oder wenn der Pilot auszuklinken vergisst. Dadurch kann er die Winde mit anhängendem Seil überfliegen oder er kann mit anhängendem Seil in die Platzrunde abdrehen. In beiden Fällen würde das Segelflugzeug durch das Seil in einem Kreisbogen in den Boden gezogen werden.
Das Anhängen des gekappten Windenseiles muss umgehend dem Piloten durch den Startleiter mitgeteilt werden. Der Pilot kann dann entweder das Seil doch noch ausklinken oder aber mit anhängendem Seil Kreise über einem offenen Teil des Platzes fliegen und umgehend mit dem anhängendem Stück Seil landen. Wegen des Gewichts des Seils musst du ca. 20 km/h schneller fliegen.
6.7.1.2 Notverfahren bei Abbruch eines Luftfahrzeugschleppvorganges
- Startabbruch während des Rollens
- Startabbruch während des Schlepps
- Warnsignale des Schlepppiloten
- Die höchstzulässige Schleppgeschwindigkeit wird überschritten
- Das Seil lässt sich nicht ausklinken
- Seil oder Seilrest (Seilriss) hängt am Segelflugzeug
- Schlepp-Landung
- Übersteigen des Schleppflugzeugs
Startabbruch während des Rollens
- Bei Bodenberührung einer Tragfläche klinke sofort aus!
Halte beim Anrollen die linke Hand im Bereich des gelben Ausklinkgriffs, um im Notfall sofort ausklinken zu können. Binde die Position und die Erreichbarkeit des gelben Ausklinkgriffs in deinen Startcheck ein!
Beachte: Grenzwert Grashöhe 8.cm wie in Abschnitt 1.10.7 Segelfluggelände, erläutert. - Wenn das Schleppflugzeug eine Störung hat, steuert das Segelflugzeug nach rechts und das Schleppflugzeug steuert nach links, Seil ausklinken.
Startabbruch während des Schlepps
- Achte während eines Schlepps auf geeignete Landeflächen in der Nähe des Flugplatzes.
- Abbruch des Schlepps unter ca. 100 m AGL:
Versuche eine Geradeauslandung auf einem Feld oder einer Wiese in Startrichtung. -
Abbruch des Schlepps oberhalb von ca. 100 m AGL:
Schätze ab, ob du es bis zum Flugplatz schaffen kannst. Mit 100 Höhen-Metern kann ein Segelflugzeug einige Kilometer zurücklegen. Meist ist die Rückkehr zum Platz die sicherere Alternative und lande, wenn es machbar erscheint, das Segelflugzeug irgendwo auf dem Flugplatz. Entscheide dich rechtzeitig, und wenn du der Entfernung und deiner Höhe nicht traust, landest du außerhalb des Flugplatzes gegen den Wind.
Warnsignale des Schlepppiloten
Heutzutage haben die meisten Schleppflugzeuge und Segelflugzeuge ein Funkgerät. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, kann es sofort gemeldet werden.
Wenn kein Funkkontakt besteht und der Schlepppilot z.B. feststellt, dass deine Luftbremsen ausgefahren sind, bewegt er das Seitenruder in schneller Folge hin und her. Dies ist das Zeichen, dass etwas mit deinem Segelflugzeug nicht stimmt.
Die höchstzulässige Schleppgeschwindigkeit wird überschritten
Wenn während eines Luftfahrzeugschlepps die für das Segelflugzeug höchstzulässige Schleppgeschwindigkeit dauerhaft überschritten wird, melde dies dem Schlepppiloten über Funk. Der Schlepppilot wird die Schleppgeschwindigkeit, soweit möglich, reduzieren.
Das Seil läßt sich nicht ausklinken
Seil oder Seilrest (Seilriss) hängt am Segelflugzeug
Schlepp-Landung
Bei einer Schlepp-Landung muss das Segelflugzeug die Luftbremsen benutzen, um hinter der Schleppmaschine in der richtigen Höhe zu bleiben und das Schleppseil straff zu halten.
Du musst während des gesamten Sinkfluges angepasst die Luftbremsen einsetzen. Normalerweise ist ein viertel Ausfahren der Luftbremsen mehr als genug, und wenn du zu stark sinkst, solltest du die Luftbremsen einfahren. Du solltest die Luftbremsen nicht mehr als nötig verwenden. Bei Schlepp-Landung bringt dich das Schleppflugzeug zurück zum Ausgangspunkt. Du fliegst auf der gleichen Höhe wie das Schleppflugzeug oder etwas niedriger, aber nur knapp über dem Propellerwirbeln. Da das Schleppflugzeug mit geringer Motorleistung fliegt, wirst du von den Propellerwirbeln nicht viel merken.
Eine weitere Möglichkeit ist der Sinkschlepp und Landeanflug im Tiefschlepp. Dieses Verfahren sollte aber mit allen Beteiligten abgesprochen werden, da du nicht mehr im Rückspiegelbereich des Schlepppiloten bist. Weiterhin kommt es auch auf die jeweiligen Anfluggeschwindigkeiten und Bremsklappenwirkungen sowie die gewählte Sinkrate an. Auch die Örtlichkeit des Flugplatzes kann eine große Rolle spielen. Das für die Luftfahrzeug- und Platzverhältnisse beste Anflugverfahren zur F-Schlepplandung wird dir dein Fluglehrer erklären.
Übersteigen des Schleppflugzeugs
Übersteigt das Segelflugzeug aufgrund von Turbulenzen, oder weil der Pilot zu spät reagiert, das Schleppflugzeug soweit, dass dieses nach unten aus dem Blickfeld verschwindet oder sogar bereits nicht mehr zu sehen ist, muss der Segelflugzeugführer sofort ausklinken.
6.7.2 Wetterbedingte Notfälle
Wetterbedingte Notfälle können jederzeit auftreten. Oft werden auch erfahrene Piloten von "Unwettern" überrascht.
Das Flugverhalten deines Segelflugzeugs ändert sich durch den Einfluss von Regen, Schnee und Eis. Die Strömung am Tragflügel reißt früher ab, das Abkippverhalten wird aggressiver und die Trudelneigung steigt. Instrumente können ausfallen oder zeigen nicht mehr genau an. Auch wird beim Fliegen in starken Turbulenzen (z.B. Gewitter) die Struktur deines Segelflugzeugs sehr stark belastet. Dein eigenes fliegerisches Können kann sehr schnell an die Grenzen deiner Leistungsfähigkeit gehen. Mehr über wetterbedingte Gefahren findest du im Kapitel 3 Meteorologie (3.9 Wetterbedingte Gefahren für die Luftfahrt).
6.7.3 Ausleiten Trudeln
Beachte:
Lies zum Thema Trudeln auch Kapitel 5.6.1 Strömungsablösung bei steigendem Anstellwinkel. Ebenso wird in Kapitel 5.6.6 Trudeln auf die aerodynamischen Grundlagen des Trudelns, sowie das Erkennen und Beenden des Trudelns eingegangen.
Was ist Trudeln?
- Lerne, die Signale, die einem Trudeln vorausgehen, richtig zu erkennen, so dass ein ungewolltes Trudeln nicht auftritt.
- Lerne den Strömungsabriss und die Wiederherstellung der Normalfluglage aus einem beginnenden Trudeln kennen
- Lerne das Vermeiden von Trudeln kennen
- Es darf nur bei ausreichender Höhe (nicht unterhalb 1000 m über Grund) und nicht über bebautem Gebiet oder einer Menschenmenge Trudeln geübt werden.
- 6.7.3.1 Die Trudel-Übung
- 6.7.3.2 Trudeln ein- und ausleiten
- 6.7.3.3 Trudeleigenschaften
- 6.7.3.4 Das Entstehen von Trudeln in geringer Höhe
- 6.7.3.5 Trudeln vermeiden
6.7.3.1 Die Trudel-Übung
Sicherheitsmaßnahmen und -regeln für die Durchführung
Die Trudel-Übung wird mit einem Segelfluglehrer in einem Doppelsitzer durchgeführt.
Nur dein Segelfluglehrer ist berechtigt das Trudeln zu Ausbildungszwecken absichtlich einzuleiten.
- Bei einem Horizontalflug mit normaler Geschwindigkeit (innerhalb des grünen Bereiches) und normaler Lastigkeit (Fluggewichtsschwerpunkt und Zuladung innerhalb der zulässigen Grenzen) wird kein Segelflugzeug „einfach“ ins Trudeln gehen. Ein Trudeln kann jedoch ungewollt auftreten, wenn:
- die Geschwindigkeit zu niedrig ist
- bei niedriger Geschwindigkeit insbesondere eine Schiebe-Kurve geflogen wird (zu viel Seitenruder in Kurvenrichtung)
- beim Schiebe-Flug und durch Insekten, Regen, Querruderschlag oder infolge von Turbulenzen die Strömung an einem Flügel abreißt.
Sobald an einem Flügel die Strömung ganz oder teilweise abreißt, steigt der Luftwiderstand dieses Flügels deutlich an. Dies führt zu einer Drehung um die Hochachse (Gieren) in Richtung des Flügels mit dem Strömungsabriss.
Die Folge ist, dass die Geschwindigkeit dieses Flügels noch mehr abnimmt, der Flügel noch mehr überzogen wird und wegen des fehlenden bzw. geringeren Auftriebs nach unten kippt.
Wenn dieser Zustand nicht sofort ausgeleitet wird, dreht dein Segelflugzeug weiter in einer schraubenförmig vertikal geneigten Bahn wie ein Korkenzieher um die Hochachse nach unten.
Zuerst führen wir die Sicherheitsmaßnahmen durch. Wir teilen diese vorgeschriebenen Maßnahmen in Handlungen innerhalb und Handlungen außerhalb des Segelflugzeugs ein.
Innen:
- keine losen Gegenstände im Cockpit
- Gurte gestrafft
- Luftbremsen eingefahren und verriegelt und Trimmung auf normale Fluggeschwindigkeit eingestellt
Außen:
- Mache eine Links- und eine Rechtskurve von 180° oder einen Vollkreis, um zu sehen, dass der Luftraum frei ist und sich insbesondere keine Luftfahrzeuge unter dir befinden,
- halte ausreichend Höhe ein,
- nimm einen Orientierungspunkt.
- Führe diese Übung nicht über einer Menschenansammlung oder über bebautem Gebiet durch.
Die Trudel-Übung sollte nur in ausreichend Höhe (nicht unterhalb 1000 m über Grund) durchgeführt werden.
Bei einer kompletten Drehung verlierst du je nach Segelflugzeugtyp mehr als 80 m Höhe; hinzu kommt nach Beendigung der Drehung der Höhenverlust zum Aufbau von Geschwindigkeit und zum Abfangen.
6.7.3.2 Trudeln ein- und ausleiten
Die Phasen des Trudelns, Verfahren zum Ausleiten, typische Fehler
6.7.3.3 Trudeleigenschaften
Trudeln ausleiten nach Flughandbuch des jeweiligen Musters, Trudeln nicht mit Steilspirale verwechseln
Die Eigenschaften verschiedener Segelflugzeuge und die Art und Weise, wie du das Trudeln ausleitest, können abweichen.
Manche Segelflugzeuge, besonders mit vorderer Schwerpunktlage (schwere Beladung in vorderen Sitz), trudeln nicht oder beenden das vom Segelfluglehrer eingeleitete Trudeln nach kurzer Zeit von selbst.
Wiederum gibt es doppelsitzige Segelflugzeuge, die sehr trudelfreudig sind. Leider trifft das auch auf die Mehrzahl der Leistungs-Einsitzer zu.
Du darfst das Trudeln nicht mit einer Steilspirale verwechseln:
- Ein Trudeln ist ein überzogener Flugzustand. Beim Trudeln ist deine Fahrt gering und die Kräfte auf das Segelflugzeug sind klein.
- Bei der Steilspirale liegt die Strömung an, deine Fahrt schnellt hoch und die Kräfte auf das Segelflugzeug nehmen schnell zu.
Achte auf die Flugsituation, die das Trudeln ankündigt:
- Nase weit über dem Horizont (zu langsam fliegen)
- nachlässiger, unkoordinierter Kreisflug
6.7.3.4 Das Entstehen von Trudeln in geringer Höhe
Ein Schiebeflug in geringer Höhe (zu langsam, zu wenig Querruder, zu viel Seitenruder) ist lebensgefährlich!
Bei einer Kurve in geringer Höhe, insbesondere in Bodennähe, neigst du dazu, diese Kurve mit der Nase höher am Horizont, als in größerer Höhe und, bezogen auf den Kurvenradius, mit zu geringer Querneigung auszuführen.
In einer Kurve in Bodennähe scheinst du mit der kurveninneren, tiefen Tragfläche bereits „den Boden zu kratzen“. Du gibst gefühlsmäßig zu wenig Querruder und „zwingst“ allein mit dem Seitenruder das Segelflugzeug um die Kurve. Der Faden zeigt nun auf den inneren Flügel (Schiebe-Kurve). Der innere, langsamere Tragflügel fliegt nun in den vom seitlich angeblasenen Rumpf erzeugten Turbulenzen. Wegen der geringen Höhe bist du zusätzlich geneigt, die Nase des Segelflugzeugs hochzuziehen. Damit wirst du unbemerkt langsamer.
6.7.3.5 Trudeln vermeiden
Warnsignale wahrnehmen, Schiebeflug beenden, Geschwindigkeit aufnehmen
Ein Strömungsabriss kündigt sich meist an (z.B. Schütteln am Steuerknüppel). Sobald du merkst, dass du dich dieser Situation näherst:
- Seitenruder zurück,
- Steuerknüppel nach vorne, jedoch nicht schlagartig und
- Geschwindigkeit aufnehmen.
Vermeide tiefe Kurven! Aber wenn du doch eine Kurve in Bodennähe machen musst:
6.7.4 Technisches Versagen
Wie verhalte ich mich bei Instrumenten- oder Ruderausfall, Motor- oder Batteriebrand während des Fluges?
- 6.7.4.1 Ausfall elektrischer Systeme
- 6.7.4.2 Funkausfall
- 6.7.4.3 Ausfall von mechanischen Instrumenten
- 6.7.4.4 Ruderausfall
- 6.7.4.5 Betanken des Segelflugzeugs am Boden (TMG, Eigenstarter, Turbo)
- 6.7.4.6 Motorbrand in der Luft (TMG, Eigenstarter, Turbo)
- 6.7.4.7 Rauchentwicklung im Flug
- 6.7.4.8 Batteriebrand
6.7.4.1 Ausfall elektrischer Systeme oder Instrumente
Bei Verdacht auf Kurzschluss Hauptschalter aus
Lapidar könntest du sagen: "ohne Strom - nix los". Leider kommt das öfters vor, als du denkst. Es kann eine leere Batterie sein ... ... daran wirst du während des Fluges wenig ändern können. Es können aber auch Fehler in der Verkabelung, oder einfach nur das "Hängenbleiben" eines computergesteuerten Instrumentes oder Anzeigegerätes sein. Hier hilft oft ein "Reset" durch Aus- und wieder Einschalten des Gerätes oder des Hauptschalters.
6.7.4.2 Funkausfall
Siehe auch Kapitel 4. Kommunikation
6.7.4.3 Ausfall von mechanischen Instrumenten
Verhalten bei Ausfall des Höhen- oder Fahrtmessers
Die Funktionsweise der mechanischen Instrumente wird in Kapitel 8.6 Instrumentierung behandelt.
Neben elektrischen Instrumenten können auch die mechanischen Instrumente durchaus ausfallen. Bei einem Flug durch Regen können zum Beispiel Regentropfen in das statische Drucksystem oder das Staurohr gelangen und so zu einer fehlerhaften Anzeige oder zu einem Ausfall führen. Sollte es während deines Flugs einmal zu einem Instrumentenausfall kommen, bewahre Ruhe. Das Segelflugzeug fliegt auch ohne korrekte Anzeige von Geschwindigkeit, Höhe oder Sinkrate ganz normal weiter.
Insbesondere ist ein Ausfall des Variometers nur als ein geringes Problem einzuordnen, das die Flugsicherheit nicht gefährdet. Da der Ausfall des Variometers aber auf ein größeres Problem mit dem (statischen) Drucksystem des Segelflugzeugs hinweisen kann, fliegst du in diesem Fall zurück zum Flugplatz, machst eine normale Platzrunde und landest. Beachte, dass vielleicht auch der Höhenmesser und eventuell auch der Fahrtmesser nicht mehr richtig funktionieren.
Bei Ausfall des Fahrtmessers oder einer fehlerhaften Anzeige, z.B. durch ein verschmutztes Staurohr, hältst du die Fluglage nach Fahrtgeräusch und üblichem Horizontbild ein. Du fliegst zurück zum Flugplatz bzw. die Platzrunde so wie immer und landest.
Bei Ausfall des Höhenmessers oder einer fehlerhaften Anzeige, z.B. durch Verstopfung des statischen Drucksystems, schätzt du deine Flughöhe per Augenmaß ab, fliegst eine normale Platzrunde und landest.
6.7.4.4 Ruderausfall
Ist das Segelflugzeug mit den intakten Rudern, der Trimmung und den Luftbremsen noch steuer- und landbar?
Die Steuerungsanlage eines Segelflugzeugs wird in den Kapiteln 5.4. Steuerung und 8.5 Steuerung sowie im Kapitel 8.7 Aufrüsten von Segelflugzeugen, Ruderanschlüssen ausführlich behandelt.
Sollte im Flug ein Ruder ausfallen oder du merkst, dass es klemmt, es nicht oder falsch abgeschlossen ist, gilt es vor allem Ruhe zu bewahren. Falls das nicht funktionierende Ruder in Neutralstellung verklemmt ist, ist das Segelflugzeug mit vorsichtigem Gebrauch der zwei übrigen Ruder, der Trimmung und der Luftbremsen in der Regel noch steuerbar und landbar. Sollte die Fluglage jedoch unkontrollierbar sein oder werden, musst du dich aber bei ausreichender Höhe rechtzeitig zum Notausstieg entscheiden.
Sollte sich während des Flugs das Seitenruder in Neutralstellung verklemmen, versuchst du, mit geringen Höhen- und Querruderausschlägen den Flugplatz oder ein geeignetes Außenlandefeld zu erreichen und zu landen.
Bei Ausfall des Höhenruders (Ruder bleibt in Normalstellung oder lose im Wind) kannst du versuchen, das Segelflugzeug mit der Höhenrudertrimmung und/oder den Landehilfen um die Querachse zu steuern und damit die Fahrt (Normalfluglage) zu halten. Bereite dich beim Höhenruderausfall immer auf einen eventuellen Notausstieg vor.
Beachte: Am Boden achtest du bei der Ruderkontrolle vor dem Start darauf, dass die Ruder in die richtige Richtung gemäß der Steuerbewegung ausschlagen. Nach dem Aufrüsten eines Segelflugzeugs ist im Rahmen der Vorflugkontrolle eine Überprüfung sämtlicher Anschlüsse durch Sichtprüfung und funktionelle Kontrolle notwendig.
6.7.4.5 Betanken des Segelflugzeugs am Boden (TMG, Eigenstarter, Turbo)
Erdungskabel anbringen, Rauchverbot, kein Mobiltelefon benutzen
6.7.4.6 Motorbrand in der Luft (TMG, Eigenstarter, Turbo)
Maßnahmenabfolge gemäß Checkliste
6.7.4.7 Rauchentwicklung im Flug
Hauptschalter abschalten, alle elektrischen Geräte ausschalten, für ausreichende Kabinenlüftung sorgen
Stellst du während des Fluges Rauch im Cockpit fest, musst du als erstes die elektrische Anlage mit dem Hauptschalter abschalten (falls vorhanden). Außerdem Sicherungen ziehen und alle elektrischen Geräte ausschalten. Nur so kannst du einer eventuellen Brandgefahr vorbeugen. Der Brandrauch kann durch ein offenes Feuer oder auch durch Verschmoren (Kabelbrand) entstehen. Rauch verdrängt nicht nur den überlebenswichtigen Sauerstoff, sondern kann auch deine Kabine mit dem gefährlichen Kohlenmonoxid oder anderen giftigen Gasen zumindest teilweise füllen. Die Erfahrung zeigt, dass oft schon wenige Atemzüge zur Bewusstlosigkeit und somit zu deiner Handlungsunfähigkeit führen. Die Kabinenlüftung wird normalerweise nicht ausreichen, somit denke auch daran, erforderlichenfalls die Haube abzuwerfen, um zumindest frei atmen zu können. Eine Haube ist nicht billig, aber bewusstlos abzustürzen ist mit Sicherheit keine Alternative. Auf alle Fälle musst du so schnell wie möglich landen.
6.7.4.8 Batteriebrand
Alle elektrischen Geräte ausschalten, schnellstmöglich landen
In Kapitel 8.12 wird auf Gefahren (und Wartung) durch unsachgemäße Benutzung von Batterien eingegangen. Bei unsachgemäßer Verwendung oder Beschädigung können sich Batterien selbst entzünden. Sollte ein Batteriebrand während des Fluges auftreten musst du sofort alles "Elektrische" ausschalten (Batterie-trennschalter - "Notaus") und so schnell wie möglich landen. Solltest du einen Turbo oder Eigenstarter fliegen, machst du vor der Notlandung zusätzlich die Zündung aus und schließt den Brandhahn/Kraftstoffhahn. |
6.7.5 Landung in besonderen Fällen
Notlandung, Sicherheitslandung und wie verhalte ich mich in Abhängigkeit vom Gelände und von den Umständen?
- 6.7.5.1 Notlandung/Sicherheitslandung
- 6.7.5.2 Bauchlandung
- 6.7.5.3 Notwasserung
- 6.7.5.4 Landung in hohem Bewuchs
- 6.7.5.5 Waldlandung
- 6.7.5.6 Drehlandung (Ringelpiez)
- 6.7.5.7 Landung im hügeligen Gelände (Hang aufwärts oder schräg)
- 6.7.5.8 Landung im unlandbaren Gelände oder in ein Hindernis
- Eine Begebenheit in Walldürn BW (EDEW) im Sommer 2004
Fahre bei Segelflugzeugen mit Einziehfahrwerk immer das Fahrwerk aus. Die Vorzüge einer Bauchlandung bei einer Außenladung, weil man ja das Fahrwerk beschädigen könnte, sind ein Märchen!!!
6.7.5.1 Notlandung/Sicherheitslandung
Was ist zu tun, wenn dein Luftfahrzeug noch (bedingt) flugfähig ist, du aber nicht mehr weit kommst?
Wird erkannt, dass die Manövrierfähigkeit eines anderen Flugzeugs beeinträchtigt ist, muss diesem Flugzeug Vorflug gewährt werden. (SERA.3210 Vorflug- und Ausweichregeln)
Notlandung
Unmittelbare Gefahr durch technische Störung, akuter Kraftstoffmangel oder gesundheitliche Probleme des Piloten
Eine Notlandung ist eine zwingend erforderliche sofortige Landung.
Die Ursachen können unterschiedlich sein. Das Luftfahrzeug ist zwar noch flugfähig, aber ein Weiterkommen ist schwer oder nicht mehr möglich. Beispiele hierfür können sein:
- Triebwerksausfall (Treibstoffmangel, defekter Motor, Propeller),
- Steuerungsversagen (Ruderausfall),
- Strukturschäden (Vogelschlag, Zusammenstoß in der Luft),
- Feuer an Bord,
- gesundheitliche Probleme Pilot, eventuell auch Mitflieger.
Zum Glück wird eine Notlandung nur selten erforderlich und die meisten Piloten werden in ihrem Fliegerleben solch eine Situation nicht erleben. Aber: Notlandungen kommen vor. Statistiken zeigen, dass Notlandungen mit kleineren Luftfahrzeugen außerhalb eines Flugplatzes oftmals glimpflich verlaufen, auch wenn dabei das Flugzeug beschädigt oder zerstört wird. Für dich gibt es daher keinen Grund gleich in Panik zu geraten. Sinnvoll, zum Teil auch vorgeschrieben, ist das Mitführen einer Checkliste für Notfälle im Cockpit.
Sicherheitslandung
Es besteht keine unmittelbare Gefahr, eine Landung kann jedoch zur Risikominimierung erforderlich werden
Eine Sicherheitslandung ist eine Landung, die dann notwendig werden kann, wenn ein Weiterflug mit mehr Risiken verbunden ist als eine vorsorgliche Landung. Beispiele hierfür sind:
- Durch schlechtes Wetter eingekreist werden, du kannst also weder vor noch zurück, oder du wirst vom Regen buchstäblich vom Himmel gewaschen.
- Triebwerksausfall in großer Höhe, der nächste Flugplatz ist problemlos erreichbar.
- Vorzeitiges Thermikende, der nächste Flugplatz ist problemlos erreichbar.
- Der Flug kann wegen einbrechender Dunkelheit (Nacht) nicht fortgesetzt werden.
- Unpässlichkeit des Piloten oder eines Mitfliegers (Urindrang, Übelkeit).
Bei einer Sicherheitslandung ist die Situation etwas entspannter, wie bei einer Notlandung. Mit einem funktionierenden Flugzeug kannst du dich viel besser vorbereiten. Häufig ist der nächstgelegene Flugplatz problemlos erreichbar. Eine vorherige Inspektion der vorgesehenen Landestelle ist genauso möglich, wie die Suche einer alternativen Stelle, etwa weil du Hindernisse aus größerer Höhe nicht erkennen konntest.
Aber alle Zeit der Welt hast du nicht immer. Liegt der Grund für die Sicherheitslandung beispielsweise am Spritmangel, kann sehr schnell auch eine Notlage entstehen.
Maßnahmen zur Vorbereitung einer Notlandung oder Sicherheitslandung
Einstellen der Geschwindigkeit für bestes Gleiten. | |
Aussuchen eines geeigneten Notlandefeldes (nahegelegener Flugplatz, Wiese, andere ebene Fläche, Windrichtung beachten). | |
Einteilung der Platzrunde zum Notlandefeld. | |
Falls Triebwerk vorhanden, Durchführen eines Wiederstartversuches gemäß Flughandbuch. | |
Bei einer Notlandung: Einstellen des Transpondercodes auf 7700 (Notfall) und Absetzen eines Notrufs. | |
Bei einer Sicherheitslandung ggf. Absichtserklärung über Funk. | |
Lose und nicht benötigte Gegenstände (z.B. Sonnenbrille, Handy) verstauen. | |
Vorbereiten des Luftfahrzeugs zur Notlandung/Sicherheitslandung:
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Nochmaliges Nachziehen der Anschnallgurte. |
6.7.5.2 Bauchlandung
Falls Ausfahren des Fahrwerks vergessen, Landung mit eingefahrenem Fahrwerk durchführen
Falls du bei der Landung im Endanflug bemerkst oder über Funk gesagt bekommst, dass du das Ausfahren des Fahrwerks vergessen hast, dann fahre das Fahrwerk nicht aus und konzentriere dich lieber auf eine saubere Landung mit korrektem Abfangbogen und sanftem Aufsetzen mit Mindestfahrt.
Die Gefahr, im Endanflug, insbesondere in Bodennähe, beim Fahrwerkausfahren durch abrupte Ruderausschläge die Fluglage unkontrolliert zu verändern, ist zu groß und kann bei hartem Aufsetzen zu Verletzungen des Piloten und zu größeren strukturellen Schäden am Luftfahrzeug führen. Die nach einer sanften Landung bei eingefahrenem Fahrwerk entstehende Verfärbung durch Gras und kleinere Schrammen am Luftfahrzeug lassen sich hingegen häufig wegpolieren oder es ist lediglich die Neu-Lackierung des Rumpfbootes erforderlich.
6.7.5.3 Notwasserung
Zweipunktlandung mit Mindestfahrt und ausgefahrenem Fahrwerk
6.7.5.4 Landung in hohem Bewuchs
Bewuchsoberfläche als Erdoberfläche annehmen, mit Mindestfahrt aufsetzen, einseitiges Eintauchen einer Tragfläche verhindert
6.7.5.5 Waldlandung
Baumspitzen als Erdoberfläche annehmen, mit Mindestfahrt aufsetzen, auf Selbstsicherung gegen einen Sturz aus der Höhe achten
Bei einer Landung im Wald nimmst du die Baumspitzen als Erdoberfläche an und setzt mit Mindestfahrt auf. Es kann sein, dass dein Segelflugzeug in größerer Höhe in den Bäumen hängen bleibt, mitunter auch kopfüber. Nach der Baumlandung ist vor allem deine Selbstsicherung gegen einen Sturz aus der Höhe wichtig.
Geglückte Baumlandung aus alter Zeit.
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6.7.5.6 Drehlandung (Ringelpiez)
Zur Kollisionsvermeidung voll drücken, mit Quer- und Seitenruder gleichsinnig eine Fläche hart auf dem Boden ablegen
Eine Drehlandung oder auch Ringelpiez wird durch die Berührung eines Hindernisses oder des Bodens mit einer der beiden Tragflächen des Segelflugzeugs ausgelöst. Durch die bestehende Geschwindigkeit und dem einseitigen, mechanischen Hebel der abgebremsten Tragfläche, erfolgt sofort nach der Berührung eine unkontrollierte Drehbewegung. Gleichzeitig kann, je nach Geschwindigkeit, die beschleunigte Tragfläche durch den erhöhten Auftrieb angehoben werden, im schlimmsten Fall bis zum Überschlag.
Erfordert es die Beschaffenheit des Landefeldes, z.B. ein Graben oder Hindernis taucht auf oder du hast dich einfach verschätzt und das Feld wird zu kurz, musst du kurz vor "dem Knall" bewusst einen Ringelpiez einleiten. Hier geht es ganz einfach um dein Wohl und nicht um das Segelflugzeug.
6.7.5.7 Landung im hügeligen Gelände (Hang aufwärts oder schräg)
Stets hangaufwärts unabhängig von der Windrichtung landen
6.7.5.8 Landung im unlandbaren Gelände oder in ein Hindernis
Lieber Tragfläche als "Knautschzone" verwenden als mit Cockpit frontal zu kollidieren
Versuche, mit einem Flügel in den Boden oder in das Hindernis (z.B. Mauer) zu slippen. So wird ein großer Teil der Eigenenergie aufgebraucht. Die Tragfläche wird zur "Knautschzone".
Beachte: Einem unlandbaren Gelände kannst du, wenn überhaupt, nur aus großer Höhe oder mit Motorkraft entkommen, wenn nicht, musst du versuchen, das Beste für dich daraus zu machen.
Eine Begebenheit in Walldürn BW (EDEW) im Sommer 2004
Es war brütend heiß und ein UL startete doppelsitzig in Richtung Westen auf der 24. In ca. 50 m Höhe wurde es zu langsam und kippte nach links über den Tragflügel ab. Das UL schlug in steilem Winkel auf dem Campingplatz, der südlich der Startbahn liegt, ein. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich keine Personen auf dem Campingplatz, alles war beim Fliegen.
Zum Glück schlug das UL genau zwischen zwei Wohnwagen auf, die beiden Tragflächen spalteten je ein Wohnwagendach und somit wurde so viel kinetische Energie verbraucht, dass der Cockpitaufprall des sehr leichten UL's "relativ" sanft ausfiel. Die Piloten kamen mit starken Prellungen, ein paar Schnittwunden und einem Beinbruch davon.
Diese "Landung" zwischen zwei Hindernisse war jedoch nicht bewusst gesteuert.
Anker: Notv Star+Landung = NotGrund; Windenstart = NotW; Unterbrechung Winde = Notwi1; Seilriss = Notwi2; Leistungsabfall = Notwi3; Geschwind-Winde = Notwi4; Startabbruch = Notwi5; SA vor Anrollen = Notwi5a; SA Anrollen = Notwi5b; SR unter 100 = Notwi5c; SR kritisch = Notwi5d; SR über 100 = Notwi5e; Kapp = Notwi6;
F-Schlepp = NotF; SA Rollen = Notfs1; SA Schlepp = Notfs2; Warnsignale = Notfs3; Geschwindigkeit = Notfs4; nicht ausklinken = Notfs5; Seilrest = Notfs6; Schlepplandung = Notfs7; Übersteigen = Notfs8;
Wetterbedingt = NotWet; Trudeln = Trudeln6; Trudelübung = Trudela; T-aus-ein = Trudelb; T-Eigenschaften = Trudelc; geringe Höhe = Trudeld; T-vermeiden = Trudele;
Technisches Versagen = NotTech; Systeme = Notte1; Funk = Notte2; Instrumente = Notte3; Ruder = Notte4; Betanken = BETTMG1; Motorbrand = Notte6; Rauch = Notte7; Batterie = Notte8;
Landung = BesLand; Not-Si-Landung = Besla0; Bauch = Besla1; Wasser = Besla2; Bewuchs = Besla3; Wald = Besla4; Dreh = Besla5; Hügel = Besla6; Unlandbar = Besla7; Walldürn = Beg2004;
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