6.2.5  Kraftfahrzeugschlepp (Autoschlepp)

Auto-tow launching
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Der Kraftfahrzeugschlepp ist eine sehr gut mit dem Windenstart vergleichbare Startart, denn der Windenstart, so wie wir ihn heute kennen, wurde ursprünglich durch technische Optimierung aus dem Kraftfahrzeugschlepp heraus entwickelt. In der Anrollphase wird das Segelflugzeug deutlich weniger stark beschleunigt als beim Windenstart. Dadurch fühlt sich die Anrollphase an wie bei einem zügigen F-Schlepp. Nach dem Abheben erfolgt bei ausreichender Geschwindigkeit ein sanfter Übergangsbogen in die Steigflugphase, und spätestens in dieser Phase fühlt es sich an wie beim Windenstart. Für Piloten, die in den Startarten F-Schlepp und Windenstart routiniert sind, ist der Erwerb der Startart Kraftfahrzeugschlepp somit keine große Herausforderung.
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6 2 5 Autoschlepp 1930 Hornberg
Autoschlepp eines modifizierten Grunau 9 Schulgleiters (Schädelspalter) auf dem Hornberg, damals
Württemberg-Hohenzollern. Photographie aus der Dokumentation über den legendären Flugpionier
Wolfram Kurt Erhard (Wolf) Hirth von Karl Buck (Bild: Archiv der Süddeutschen Zeitung)
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Sehr beliebt ist der Kraftfahrzeugschlepp auch bei Piloten von Segelflugzeugen mit Heimkehrhilfe oder von Eigenstartern, die keine ausreichende Platzlänge als Startstrecke zur Verfügung haben. Nach dem Kraftfahrzeugschlepp auf eine sichere Höhe, kann der weitere Steigflug mit Motor durchgeführt werden und bringt somit die gleiche komfortable Ausgangssituation für einen Überlandflug wie der F-Schlepp. Selbstverständlich ist der Kraftfahrzeugschlepp aber auch mit reinen Segelflugzeugen möglich.

Grundvoraussetzung für den Kraftfahrzeugschlepp ist ein hinreichend stark motorisiertes Kraftfahrzeug mit ausreichend Gewicht, an dem das Schleppseil befestigt werden kann. Elektrisch angetriebene SUV könnten hier zukunftsweisend werden. Vorteilhaft ist die Verwendung der Anhängerkupplung, da hierfür geeignete Einklinkvorrichtungen verfügbar sind. Somit könnte der Kraftfahrzeugschlepp als kostengünstige Alternative zum Windenstart genutzt werden, wenn alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Sollte die Platzlänge für einen Kraftfahrzeugschlepp, bei dem das Segelflugzeug direkt an das Auto angehängt wird, nicht für eine zufriedenstellende Höhe reichen, so kann zusätzlich eine Umlenkrolle verwendet werden, durch die die Seillänge, wie beim Windenstart, auf die gesamte Platzlänge verlängert werden kann.

Dieses informative Kapitel ist wie folgt gegliedert:
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6.2.5.1  Historie
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6.2.5.1  Historie

Geschichte des Autoschlepps

Autoschlepp
Einen anderen Weg nahm der Schleppstart mit dem Kraftwagen. In USA wurde 1928 und 1930 durch deutsche Expeditionen eine starke Segelflug-Bewegung ins Leben gerufen, die ihrerseits wieder das Bedürfnis nach einem einfachen Flachlandstartverfahren hatte. Was lag aber im klassischen Land des Kraftwagens näher, als dieses hinzuzuziehen? In den Staaten wurde nun der Autoschlepp eingeführt. Wolf Hirth lernte ihn 1930 kennen und brachte reiche Autoschlepperfahrungen mit nach Deutschland, wo die neue Startart aufgenommen, tatkräftig ausgebaut wurde und heute einen Teil der Anfängerschulung ausmacht. (Anmerkung der Redaktion: „heute“ bezieht sich auf das Jahr 1938)
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6 2 5 1 Autoschlepp 1
Direkter Autoschlepp (mit fahrendem Wagen). Das dünne Stahlseil (ca. 1½ mm) wird durch kleine
Stoff- oder Gummifahnen besser sichtbar gemacht – wo es die Umstände zulassen empfiehlt sich
die Verwendung eines 12 – 15 mm starken Hanfseils.
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Bald war in Grunau ein regelrechter Autoschleppbetrieb im Gange, noch mehr aber später auf dem Hornberg in Württemberg, wo Wolf Hirth wohl die beste Autoschleppschulung Deutschlands aufbaute. Aus dem Autoschlepp entwickelte sich auf Grund der da und dort gegebenen Umstände der Autostart mit Umlenkrolle und auch der Windenstart. (stationärer Autoschlepp).

6 2 5 2 Autowinde

Hinterradwinde mit Antrieb der Seiltrommel durch beide Hinterräder (Syst. Helbig). Links vom Führersitz ein längliches „Schutzblech“, das den Führer vor dem nach dem Loslösen des hochgezogenen Flugzeugs schleudernden Seil schützt.

Vorne links vom Scheinwerfer die „Seilkappvorrichtung“ (mit Gewicht), die das Seil zerschneidet, wenn ein Flugschüler vergaß, selbst das Seil vom Flugzeug zu lösen. 

Originaltext, Zeichnung und Fotographie, Auszug aus dem Handbuch des Segelfliegens von Wolf Hirth, geschrieben 1938, Buchausgabe von 1942, mit freundlicher Genehmigung von Hellmut Hirth, Fliegendes Museum Hahnweide. 
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6.2.5.2  Rechtliche Voraussetzungen

Die rechtlichen und technischen Grundlagen rund um den Kraftfahrzeugschlepp übersichtlich dargestellt
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Rechtliche Voraussetzungen Pilot

Siehe EU-VO 2018/1976 und EU-DVO 2020/358 mit AMC und GM. SFCL.155 SPL a) 1  sowie SFCL.155 SPL c)

Der Pilot muss die Berechtigung für die Startmethode Kraftfahrzeugschlepp in der Lizenz eingetragen oder im Flugbuch bestätigt haben. Oder er befindet sich in Ausbildung zum Erwerb der Berechtigung und fliegt dabei unter Aufsicht eines Fluglehrers.

Die Berechtigung kann durch 10 Starts mit Fluglehrer und 5 Starts im Alleinflug unter Aufsicht erworben werden.

Ausübungsvoraussetzung ist wie bei anderen Start-methoden, dass in den letzten 2 Jahren mindestens 5 Kraftfahrzeugschleppstarts durchgeführt wurden.

Rechtliche Voraussetzungen Luftfahrzeug
Siehe CS 22.152 und Flughandbuch des Luftfahrzeuges

Das Luftfahrzeug muss für die Startart Kraftfahrzeugschlepp (auto-tow launching) zugelassen sein. Alle Informationen dazu sind dem Flughandbuch zu entnehmen.

Vom Luftfahrzeug muss eine Sprechfunkverbindung mit dem Zugfahrzeug möglich sein.

Rechtliche Voraussetzungen Gelände
Siehe LuftVZO

Bei Segelfluggeländen ist es erforderlich, dass die Startart Kraftfahrzeugschlepp in der Platzgenehmigung enthalten ist. (LuftVZO §57 Abs. 2 Nr. 4).

Für Landeplätze und Sonderlandeplätze sind keine Vorschriften zur Genehmigung von Startarten in der LuftVZO zu finden. Die Startart Kraftfahrzeugschlepp darf von der zuständigen Landesluftfahrtbehörde aber auch nicht ausgeschlossen worden sein.

6 2 5 KFZ Schleppgarnitur 600
Seilaufbau Kraftfahrzeugschlepp, mit freundlicher Genehmigung Fa. Tost

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6.2.5.3  Technische und organisatorische Voraussetzungen

Details siehe auch DAeC SBO, Kapitel Autoschleppstart sowie DAeC Startwindenfahrer-Bestimmungen Kapitel A13.0 Autoschlepp.
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Schleppfahrzeug

Ideal ist die Verwendung eines Allrad-Fahrzeuges mit Automatik-Getriebe und mehr als 160 PS (118 kW) Leistung. Das Fahrzeug sollte mindestens das doppelte Gewicht des geschleppten Luftfahrzeuges haben, wenn ohne Umlenkrolle geschleppt wird. Die ausreichende Endgeschwindigkeit beträgt zirka die doppelte Schleppgeschwindigkeit. Für leichtere Einsitzer ist selbstverständlich auch ein etwas weniger leistungsfähiges Fahrzeug geeignet.

Es wird dringend empfohlen einen nach hinten schauenden Beobachter im Schleppfahrzeug mitzunehmen, da dieser leichter Abweichungen vom normalen Schleppvorgang erkennen kann als der Fahrer.
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Schleppfahrzeugfahrer

Der Schleppfahrzeugfahrer muss mindestens im Besitz eines Führerscheines für PKW (Führerscheinklasse B) sein

Der Fahrer muss im Besitz eines Schleppfahrzeugführerscheins sein oder sich in Ausbildung dazu befinden.

Der Schleppfahrzeugführerschein wird durch eine Einweisung erworben. Die praktische Ausbildung erstreckt sich auf 10 Kraftfahrzeugschleppstarts als Beifahrer und 10 selbstständig unter Aufsicht durchgeführte Kraftfahrzeugschleppstarts.
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Beobachter im Schleppfahrzeug

Ein Beobachter des Schleppseils und des Segelflugzeugs ist zwar nicht vorgeschrieben, wird aber dringend empfohlen, da wichtige Reaktionen (besonders im Notfall) schneller und präziser umgesetzt werden können. Der Beobachter muss eingewiesen sein und sollte möglichst Erfahrungen im Kraftfahrzeugschlepp, Windenschlepp, als Schleppfahrzeugführer oder als Windenfahrer haben. Eigener Kfz-Führerschein ist nicht erforderlich.
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Alle Personen im Schleppfahrzeug müssen angeschnallt oder gesichert sein.
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Schleppseil

Der Seilaufbau entspricht dem Standard für den Windenstart (bitte Button 6 2 5 Autoschleppseile 1400 drücken). Ein Seilfallschirm ist nicht vorgeschrieben, jedoch sinnvoll. Zumindest sollte das Schleppseil im oberen Bereich mit gut sichtbaren Fähnchen oder Bändern in angemessener Größe versehen sein. Es erleichtert die Beobachtung des Schlepps und das Auffinden den Seils, besonders im Fall eines Seilrisses.
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Das Seil muss insbesondere bei Notfällen vom Fahrer am Schleppfahrzeug ausgeklinkt werden können.

Als Beispiel siehst du nebenstehend eine Tost-Kraftfahrzeugschleppvorrichtung). Diese Schlepp-Vorrichtung kann mit wenigen Handgriffen auf jede Anhängerkupplung montiert werden und bietet durch Verwendung einer Schleppkupplung E 85 die Option zum sicheren Ausklinken in Notfällen. 
6 2 5 Tost Autoschlepp Kupplung 600Mit freundlicher Genehmigung Fa. Tost
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Das Schleppseil kann ein für den Windenstart zugelassenes Kunststoffseil mit einer entsprechenden Bruchlast sein. Es sollte eine Länge von ca. 200 bis 400 Metern haben, abhängig von der Länge der verfügbaren Schleppstrecke. Zu bedenken ist hierbei, dass die Länge des Schleppseils von der zur Verfügung stehenden Schleppstrecke abgezogen werden muss. Als Faustformel hat sich eine Auslegung gemäß folgender Formel bewährt: Seillänge = ½ Länge der Schleppstrecke – 200m. Bei dieser Seillänge kann im Normalfall eine Schlepphöhe von ca. 80% der Seillänge erreicht werden.
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Sollte die bei dieser Konfiguration zur Verfügung stehende Schleppstrecke nicht mehr für einen sicheren Schlepp ausreichen, so ist die Verwendung einer Umlenkrolle (z.B. Tost Umlenkrolle) möglich, weil dadurch die Seillänge auf die gesamte Schleppstrecke ausgedehnt werden kann.
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6.2.5.4  Startplatz und Startvorgang

Es gelten die Grundsätze der SBO sowie die örtlichen Regelungen für die Gestaltung und Positionierung des Startplatzes. Wegen der geringen Anfangsbeschleunigung ist das Risiko einer Bodenberührung durch Ablegen eines Flügels wahrscheinlicher, als im Windenstart. Daher ist an der Startstelle großräumig besonders auf geringe Grashöhe zu achten (Siehe fsm 3-75).
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6 2 5 Umlenkrolle Auto 600

Wird das geschleppte Luftfahrzeug ohne Umlenkrolle geschleppt (direkter Schlepp), so soll das Schleppseil beginnend vom geschleppten Luftfahrzeug entlang der Schleppstrecke vollständig ausgelegt werden. Beim Schlepp mit Umlenkrolle ist das Verfahren für den Seilauszug identisch zum Windenstart. 

links: speziell entwickelte Umlenkrolle
Mit freundlicher Genehmigung der Fa. Tost   
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Abweichend von anderen Startmethoden muss beim Kraftfahrzeugschlepp eine Sprechfunkverbindung zwischen Schleppfahrzeug und geschlepptem Luftfahrzeug bestehen. Nach Schleppfreigabe durch den Startleiter werden die Startkommandos direkt vom Piloten an den Schleppfahrzeugführer übermittelt und von diesem wiederholt. (Details siehe DAeC Startwindenfahrerbestimmungen) Der Startleiter ist während des gesamten Schleppvorganges in Hörbereitschaft und kann in Notfällen, ebenso wie Pilot oder Schleppfahrzeugfahrer, durch das Kommando Halt-Stopp (3x) den Schleppvorgang unterbrechen.

 

Bei normalem Schleppverlauf wird der Pilot des geschleppten Luftfahrzeuges ausklinken und der Schleppfahrzeugfahrer lässt das Seil durch reduzieren der Fahrgeschwindigkeit zu Boden fallen.

Vor dem Start muss zwischen allen Beteiligten abgesprochen werden wie und wo das Schleppfahrzeug das Schleppseil wieder zur Startstelle zurück bringt. Insbesondere muss auch abgesprochen sein, wie im Falle eines Startabbruches verfahren wird. Das Schleppfahrzeug muss in diesem Fall die Schleppstrecke umgehend verlassen um dem geschleppten Luftfahrzeug eine problemlose Landung zu ermöglichen.
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6.2.5.5  Notverfahren

Grundsätzlich sind die flugplatzüblichen Notverfahren (Startabbruch, Außenlandemöglichkeiten) anzuwenden. (siehe Notverfahren bei Abbruch eines Windenstarts).

Wichtig ist, auf welche Seite im Notfall das Schleppfahrzeug ausweichen kann, damit das Segelflugzeug freie Landemöglichkeiten hat. Diese Verfahrensweise ist mit allen Beteiligten abzusprechen und festzulegen.
 

Anker: Rechtliches = Auto6242; Voraussetzungen = Auto6253; Startplatz = Auto6253; Notverfahren = 6253

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