9.3  Luftfahrtkarten

Charts

 

Dieses Kapitel ist in nachfolgende Abschnitte unterteilt:

9.3.2 Maßstab

 

Um sich in der Luft nach Sicht zurechtzufinden muss man wissen wo man sich befindet. Hierbei hilft ein Abbild der Erde des Bereichs in dem man sich gerade befindet. Dieses Abbild liegt in Form der ICAO Luftfahrtkarte vor.

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) schreibt vor, dass überall in der Luftfahrt ICAO-Karten verwendet werden müssen. Auf der ICAO Karte werden Länderübergreifend überall die gleichen Einheiten, Farben und Symbole verwendet.

9.3.0.1Abb.  9.3.0.1  ICAO Karte Blatt München
 
 

9.3.1  Projektionsarten

Eine Forderung der ICAO schreibt für Luftfahrtkarten eine ausreichende Längen-, Flächen- und Winkeltreue vor, was ist damit gemeint:

Längen- oder Maßstabstreue: Alle Abstände zwischen beliebigen Punkten auf der Karte werden im selben Maßstab dargestellt, wie in der Wirklichkeit

Flächentreue: gleiche Flächeninhalte in der Natur werden mit gleicher Fläche entspr. des Maßstabs in der Karte dargestellt

Winkeltreue: Winkel zwischen beliebigen Linien auf der Weltkugel sind gleich groß wie zwischen Linien auf der Karte. 

In der Abbildung unten siehst du einen Weltkugel-Globus. Ein Globus ist eine maßstabsgetreue Darstellung der Erde aber der Maßstab ist viel zu groß um ihn in der Praxis zu nutzen.

 

Abb.  9.3.1.2  Globus

Eine Karte ist eine möglichst maßstabsgerechte Darstellung in einer ebenen Fläche. Nun kann man die Kugelgestalt nicht ohne weiteres auf die ebene Fläche einer Karte verkleinern da sich die Kugelform nicht exakt abwickeln lässt.

Um trotzdem eine einigermaßen genaue Abbildung zu bekommen haben die Kartographen schon recht früh Projektionsverfahren entwickelt mit denen man jeden Punkt der Erde auf eine zweidimensionale Karte bringen kann. Zwei wichtige Projektionsverfahren mit ihren Vor- und Nachteilen und ihrer Bedeutung für die Luftfahrt sind die Zylinderprojektion sowie die Kegel- bzw. Schnittkegelprojektion.
 

9.3.1.1  Zylinderprojektion (Mercatorprojektion)

Diese erste bekannte Projektionsart wurde in der Seefahrt entwickelt und verwendet. Bei dieser Karte, stehen die Breiten- und Längengrade immer senkrecht zueinander. Die Karte erscheint zunächst winkeltreu ist es aber nicht. In der Nähe des Äquators kann die Karte verwendet werden. Je weiter der Äquator jedoch entfernt ist, desto größer werden die Fehler sowohl was die Winkeltreue angeht, als auch die Längen- und Flächentreue ist nicht gegeben. Diese Projektionsart lässt sich auch gut am wachsenden Abstand der Breitenkreise in Richtung der Pole erkennen.

Sie ist in der Luftfahrt ohne größere Bedeutung.

9.3.1.3Abb.  9.3.1.3  Zylinderprojektion
 
 

9.3.1.2  Kegelprojektion

Statt eines Zylinders lässt sich auch ein Kegel als Projektionsfläche verwenden. Die klassische Form ist die polständige Berührkegelprojektion die die Erde an einer Standardparallele berührt.

9.3.1.4Abb.  9.3.1.4  Kegelprojektion
 
 

9.3.1.3  Schnittkegelprojektion

Als verfeinerte Kegelprojektion hat sich die Lambertsche Schnittkegelprojektion in der Luftfahrt als Standard etabliert. Sie hat den Vorteil zweier Berührungsflächen und ist daher annähernd längen-, flächen- und winkeltreu.

9.3.1.5Abb.  9.3.1.5  Lambertsche Schnittkegelprojektion

Bei dieser Methode wird ein imaginärer Kegel gebildet. Die Linien dieses Kegels schneiden die Erdkugel auf zwei Standardparallelen. Für die Erstellung unserer ICAO Karte Deutschland wurden die Standardparallelen 50° N und 54° N verwendet.

Diese Linien des Kegels sind die Meridiane, die als gerade Linien auf der Karte dargestellt werden. Irgendwo über dem Nordpol treffen sie sich in einem einzigen Punkt. Dann wird der imaginäre Kegel aufgeschnitten.

Wenn man diese Karte genauer betrachtet, kann man sehen, dass die Meridiane in der Tat leicht aufeinander zu laufen (konvergieren), und zwar im Norden. Man sieht auch dass die Parallelen eher Kreisbögen sind. Ein auf der Karte am Mittelmeridian entnommener Kurs kann daher problemlos auf den realen Flug übertragen werden, er entspricht annähernd einem Großkreisabschnitt und ist in Wirklichkeit natürlich eine Loxodrome. Wird ein Kurs allerdings am Abflugort entnommen führt er auf längeren Strecken leicht nördlich am Zielpunkt vorbei.

Die Karte ist nahezu längen- und maßstabsgetreu, an den Standardparallelen exakt längen- und maßstabsgetreu. Das Netz der Meridiane und Breitenkreise wird als Kartennetz bezeichnet.

9.3.1.6Abb.  9.3.1.6  ICAO Kartensatz Deutschland
 
 
 

9.3.2  Maßstab

Unter Kartenmaßstab versteht man das Verhältnis Kartenlänge zur Naturlänge, dabei spricht man bei einer Karte im Maßstab 1:10 000 von einem größeren Maßstab im Vergleich zu einer Karte 1:500 000.

Spricht man von 1:500 000 (ICAO Karte) bedeutet dies:

1 cm auf der Karte entspricht 500 000 cm in der Wirklichkeit, oder 1 cm Karte entsprechen  5 Km.

Bei einem Maßstab 1:1 000 000 wie in der Enroute Chart sind es daher 1 cm Karte entsprechen 10 km in Wirklichkeit.

Weitere gebräuchliche Maßstäbe von VFR Luftfahrtkarten sind:

1:300 000 DFS VFR Terminal Chart

1:200 000 DFS Anflugblätter

1:100 000 DFS Anflugblätter

1:75 000   DFS Approach Chart

1:10 000   DFS Flugplatzblatt
 
 
 

9.3.3  Gebräuchliche Luftfahrtkarten

 

9.3.3.1  ICAO Luftfahrtkarte

Das Mitführen einer aktuellen ICAO Karte ist Vorausetzung bei jedem Streckenflug. Diese Karte kann durchaus in digitaler Version verwendet werden, ein aktuelles Backup möglichst in Papierversion ist trotzdem notwendig."

Zur Flugvorbereitung gehört natürlich auch das Studium der geplanten Strecke mit Einzeichnen des geplanten Kurses, die Berechnung der einzelnen Abschnitte mit Kursen, Entfernungen und Flugzeiten und Übertrag in den Flugdurchführungsplan (Rechner und Formular).

Eine genaue Kenntnis des Aufbaus der ICAO Karte mit den Kartensymbolen und sonstigen Information und Hilfsmitteln sollte vorhanden sein. All dies findet sich links bzw. auf der Rückseite der Karte. Es sind:

  • Kartensymbole

  • Luftraumstruktur

  • VFR Transponderschaltung

  • VFR Halbkreisflughöhen

  • ATIS Frequenzen

  • Maximum Elevation Figure

  • Lichtsignale

  • Maßstab und Umrechnungsskala Feet / Meter

Kartensymbole 

9.3.1.7Mit freundlicher Genehmigung der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, nicht für navigatorische Zwecke geeignet.

Abb.  9.3.1.7  Legende ICAO Karte
 
 

9.3.3.2  Anflugkarten

Flughäfen und Flugplätze mit Kontrollzone haben spezielle An- und Abflugverfahren über Pflicht und Bedarfsmeldepunkte. Kein Einflug ohne entsprechende Freigabe. 

 9.3.3.1aAbb.  9.3.3.1  Ausschnitt Anflugblatt Kassel-Calden
 
 

9.3.3.3  Platzrundenkarte

Auch beim Anflug eines Verkehrslandeplatzes oder Segelfluggeländes gibt es Vereinbarungen wie der Platz anzufliegen ist. Man ordnet sich im 45° Winkel von außen in den Gegenanflug in die Platzrundenhöhe ein und beachte ggf. die Trennung von Motorflug, Ultralight und Segelflug.

9.3.3.2a Abb.  9.3.3.2  Platzrundenkarte Eichstätt
 
 

9.3.3.4  Flugplatzkarte

Zur Navigation beim Rollen am Boden auf Verkehrsflughäfen ist die Flugplatzkarte notwendig. Sie zeigt die Pistenausrichtung und Länge, Rollwege und Haltepunkte, Abstellflächen für Luftfahrzeuge und vieles mehr.

 9.3.3.3Abb.  9.3.3.3  Flugplatzkarte Augsburg
 
 

9.3.3.5  DFS Enroute Chart

Speziell für IFR Motorstreckenflüge. Zeigt Flugrouten entlang veröffentlichter Funkfeuer und Navigationspunkte.

 9.3.3.4Abb.  9.3.3.4  IFR Enroute Chart
 
 
 

9.3.4  Luftraumstruktur

Beim Navigieren ist es extrem wichtig zu wissen in welchem Luftraum man sich befindet und von welchen Lufträumen man umgeben ist.

Dies betrifft einerseits die Sichtflugbedingungen welche je nach Luftraumklassifizierung unterschiedlich sind. Viel wichtiger ist jedoch das Wissen um Freigabepflichtige Lufträume (C & D) sowie um RMZ, TMZ, ATZ, HX, ABA, Sprungzonen, ED-R und ED-D.

Ein unerlaubter Einflug in freigabepflichtige Lufträume ist kein Kavaliersdelikt und nach §62 LuftVG eine Straftat. Diese kann je nach Schwere mit einer empfindlichen Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft werden!

Das Luftrecht Kapitel 1.7 Regelungen und Luftraumstruktur beschreibt all dies im Detail. Falls dieses Kapitel noch nicht bearbeitet wurde ist jetzt der Richtige Moment dafür.
 
Anker: Projektion= Lu931;  Maßstab= Lu932; Karten= Lu933; Struktur= Lu934
 
xxxx