6.1  Allgemeine Voraussetzungen

General requirements

 

Dieses Kapitel ist unterteilt in folgende Abschnitte

 

6.1.1  Sicherheitsregeln auf dem Flugplatz

  • Schaue in alle Richtungen, nicht auf das Handy
  • Nur HINTER startbereiten Luftfahrzeugen vorbeigehen.
  • Halte dich von Windenseilen fern.
In alle Richtungen Ausschau halten

Beachte jedes Mal, wenn du den Flugplatz betrittst, nicht nur nach links und rechts zu schauen, sondern auch nach oben. Besonders beim Überqueren des Flugplatzes muss man wissen, ob ein Segelflugzeug im Anflug ist. Landende Segelflugzeuge hört man nicht kommen und sie können bei der Landung kaum ausweichen Der Blick in alle Richtungen muss ein Automatismus für dich werden.

Start von Segelflugzeugen

Gelandete Segelflugzeuge müssen zum Startpunkt zurückgebracht werden. Halte dich  niemals vor startbereiten Segelflugzeugen auf. Wenn jemand mit dem Einklinken des Schleppseiles beschäftigt ist, gehe hinter das Segelflugzeug. Auch wenn du den Start beobachten willst, befindest du dich hinter dem Segelflugzeug und nicht vor dem Segelflugzeug.

Windenseil
Sei vorsichtig mit Windenseilen. Der Windenfahrer kann versehentlich das falsche Windenseil einziehen oder ein geschlepptes Windenseil kann ein anderes Windenseil mitreißen. Stehe niemals in einer Schleife der Windenseile und halte dich grundsätzlich von den Windenseilen fern, wenn du nicht der Einklinker am Segelflugzeug bist.
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6.1.2  Flugleiter, Startleiter, Segelfluglehrer und Startschreiber

Der Flugleiter ist verantwortlich für den gesamten Ablauf des Flugbetriebs am Flugplatz. Er wird vom Platzhalter für diese Aufgabe benannt. Er achtet darauf, dass der Flugbetrieb gemäß den Anweisungen der zuständigen Luftfahrtbehörde durchgeführt wird. Er wird in dieser Aufgabe häufig durch einen Startleiter unterstützt.

Der Startleiter sorgt für Ordnung und Sicherheit an der Startstelle. Er regelt in Übereinstimmung mit dem Flugleiter den Ablauf der Startvorgänge und kümmert sich um den Transport der Segelflugzeuge zum und vom Startplatz sowie um den Aufbau am Startplatz.
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Er:

  • sorgt dafür, dass die Startliste erstellt wird;
  • zeigt an (oder hat angezeigt), wer bereit zum Fliegen ist
  • verweist Flugschüler zur Betreuung an einen Fluglehrer
  • führt (oder führte) Buch darüber, wer geflogen ist
  • erteilt die Starterlaubnis, nachdem er überprüft hat, dass die Schleppstrecke frei ist, sich keine Luftfahrzeuge im Landeanflug und keine Luftfahrzeuge über der Winde befinden
  • prüft, zusätzlich zur Prüfung durch den Piloten, dass keine Schäden an den Segelflugzeugen vorhanden sind
  • benennt Personen, die Windenseile auszuziehen, die die Startkladde führen und gelandete Segelflugzeuge zurück an die Startstelle schieben
  • gibt an, wo die Segelflugzeuge am Startpunkt aufgestellt werden sollen
  • stellt sicher, dass beim Start die verbleibenden Windenseile weit genug neben dem Flügel des startenden Segelflugzeugs liegen
  • stellt sicher, dass die Spornkuller von den abflugbereiten Segelflugzeugen entfernt werden
  • veranlasst im Falle eines Seilrisses, dass alle Teile des Windenseiles wieder zur Winde gebracht und repariert werden
  • sorgt dafür, dass die richtigen Startkommandos an den Windenfahrer gegeben werden
  • sorgt dafür, dass der Windenfahrer regelmäßig abgelöst wird
  • wartet mit dem Start, wenn sich Personen zu nahe am startenden Segelflugzeug oder an der Schleppstrecke aufhalten

Ist nach Meinung des Startleiters die Sicherheit gefährdet, muss er einen Startvorgang abbrechen.

Der diensthabende Segelfluglehrer ist für den Ausbildungsbetrieb verantwortlich. Er führt das Briefing und Debriefing mit den Segelflugschülern durch und überwacht die Flüge der Alleinflieger.
Der Startleiter sorgt für die Ordnung und Sicherheit am Start. Um allen Dingen ausreichend Aufmerksamkeit schenken zu können, kann der Startleiter bestimmte Aufgaben, wie z.B. das Führen der Startkladde, an andere (z.B. den Startschreiber) übertragen.

Der Startschreiber ist für die korrekte Führung der Startkladde verantwortlich. Die Aufzeichnung der geflogenen Flüge muss mindestens folgende Informationen enthalten:

  • Name(n) des verantwortlichen Luftfahrzeugführers (PIC); bei mehrsitzigen Flügen Name des Begleiters
  • Datum des Fluges
  • Ort und Zeit von Start und Landung
  • Typ/Modell und eingetragenes Kennzeichen des Segelflugzeuges
  • Gesamtzeit des Fluges
  • Startart
  • Einzelheiten zu Betriebsbedingungen (z. B. Nacht-, Kunst-, Wolkenflug)
An vielen Flugplätzen ist die Aufgabe des Startschreibers mit der Durchsage der Startkommandos verbunden. Dies erfolgt über eine sichere Sprechverbindung mit der Winde. Diese Aufgabe darf nur von einer erfahrenen Person nach einer Einweisung durchgeführt werden.
Es sind ausschließlich die Startkommandos nach der Segelflugsport-Betriebs-Ordnung (SBO) zu verwenden.
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6.1.3  Bodentransport

Wie schiebt man ein Segelflugzeug?

Segelflugzeuge werden zur Startstelle geschoben oder mit einem Fahrzeug gezogen. Das Segelflugzeug wird normalerweise rückwärts geschoben.

Schiebe an den dicken Vorderkanten der Tragflächen (Flügelnasen) nahe am Rumpf. Drücke nicht auf die Hinterkanten der Tragflächen (Endleisten), und besonders nicht auf die Ruder!
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6.1.3 1 Bodentransport neu
Abb. 6.1.3 3 Flugzeug drehen
Beim Bodentransport werden die Hauben immer geschlossen. Vermeide das Anfassen der Haube, dann bleibt sie sauber und die Durchsicht bleibt gut. Ein Flächenhelfer läuft an der Tragflächenspitze. Er steuert das Segelflugzeug, ist für den Transport verantwortlich und gibt klare Kommandos wie schnauzwärts (nach vorn) oder schwanzwärts (nach hinten) oder Halt-Stopp. Halt-Stopp bedeutet, das Segelflugzeug ist sofort zum Stillstand zu bringen.
Bei Hindernissen läuft an beiden Tragflächenspitzen jemand mit. Es muss aber abgesprochen werden, wer steuert. 
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Höhenruder fixieren

Vor dem Bodentransport wird das Höhenruder, vor allem bei älteren Segelflugzeugen, die keine Federtrimmung und große Steuerflächen haben, über den vorderen Steuerknüppel fixiert, damit es nicht dauernd auf und ab schlägt. Dies ist z.B. erforderlich bei einer Ka8 oder einem Bergfalken III.

Ziehen hinter einem Auto oder Traktor
Beim Ziehen hinter einem Zugfahrzeug wird das Schleppseil in die Schleppkupplung eingeklinkt. Standardmäßig wird dazu die Bugkupplung verwendet. Nur, wenn diese fehlt, darf die Schwerpunktkupplung verwendet werden.
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Abb. 6.1.3 2 Schleppkupplungenxx
Dieses Schleppseil sollte länger als ½ Spannweite des zu ziehenden Segelflugzeugs sein, damit die Chance besteht, dass das Segelflugzeug am Zugfahrzeug vorbei gesteuert werden kann, wenn dieses unvermittelt bremst und das Segelflugzeug nicht mehr rechtzeitig gebremst werden kann. Der Flächenhelfer läuft an der Tragflächenspitze. Eine weitere Person läuft zum Bremsen vor der Tragfläche in der Nähe des Rumpfes.

Wenn kein Spornkuller benutzt wird, drückt jemand bei jeder Kurve auf die Flugzeugnase (sofern das möglich und zulässig ist), um den Sporn zu entlasten und vom Boden abzuheben. Hat das Segelflugzeug einen seitlichen Griff im hinteren Rumpfbereich, wird es damit angehoben. Auch auf geraden Strecken bleibt immer jemand am Rumpf, um abbremsen zu können, wenn es bergab geht oder wenn das Segelflugzeug das Zugfahrzeug überholen will. Bevor das Zugfahrzeug losfährt und das Seil straff wird, drehst du das Segelflugzeug so, dass die Rumpfnase in Richtung des Zugfahrzeuges zeigt.

Der Fahrer des Zugfahrzeuges achtet ebenfalls darauf und fährt erst los, wenn das Segelflugzeug ausgerichtet ist. Dies vermeidet ein schnelles Drehen des Segelflugzeugs, wenn das Seil straff wird.

Nicht auf dem Hauptrad drehen!

Das Segelflugzeug wird gedreht, während es sich bewegt. Wenn du es im Stillstand auf der Stelle drehst, gräbt sich das Segelflugzeug im weichen Boden ein und du belastest die Radbefestigung im Rumpf unnötig. Ohne Spornkuller drückst du beim Drehen auf die Flugzeugnase, um den Sporn vom Boden abzuheben, damit er geschont wird.

Zurück an der Startstelle
Hier stellen wir das Segelflugzeug so ab, dass es andere Luftfahrzeuge nicht behindert. Wir denken daran, dass sich die Tragflächen von abgestellten Segelflugzeugen durch Windböen auf und ab bewegen können und bei zu geringem Abstand andere Luftfahrzeuge berühren oder gar beschädigen können. Um das zu vermeiden, beschwerst du die Tragflächenspitze an der dem Wind zugewandten Seite (Luvseite). Bei stärkerem Wind fahren wir auch noch die Luftbremsen aus und fixieren die Tragfläche mit Gurten. Der Spornkuller wird entfernt.
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Abb. 6.1.6 1 Umgang mit SegelflugzeugenUmgang mit Segelflugzeugen
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6.1.4  Sachgemäßer Umgang mit Segelflugzeugen

  • Flügel gegen den Wind ablegen und am Boden fixieren (anbinden oder beschweren)
  • Bei starkem Wind, Bremsklappen ausfahren
  • Haube sauber halten und nasse Flügel vor dem Start trocknen
  • Schäden oder mögliche Mängel melden

Die Lebensdauer eines Segelflugzeugs und die Sicherheit des Piloten hängen von einer genauen Kontrolle und einem vernünftigen Umgang mit dem Segelflugzeug ab.

Vor dem Flug wird jedes Segelflugzeug einem Check unterzogen. Ein erfahrener Pilot inspiziert das gesamte Luftfahrzeug gründlich anhand der Checkliste. Bei Segelflugzeugen im Ausbildungsbetrieb muss das vom Fluglehrer durchgeführt werden. Es ist lehr- und hilfreich, den Prüfenden zu unterstützen, indem du z.B. die Punkte aus der Checkliste vorliest. Dadurch lernst du, wie welche Dinge zu überprüfen sind und worauf zu achten ist.

Flügel am Boden sichern

Stelle sicher, dass das Segelflugzeug an der Startstelle so positioniert ist, dass Flügel, Rumpf und Höhenruder völlig frei von auf- oder abschlagenden Flügeln anderer Segelflugzeuge sind und selbst kein anderes Luftfahrzeug treffen können. Entferne den Transportkuller. Bei Wind wird ein geeigneter schwerer, aber weicher Gegenstand auf das Flügelende gelegt. Bei starkem Wind werden zusätzlich die Bremsklappen ausgefahren. Dadurch wird ein Anheben der Flügel durch den Wind reduziert.

Kabinenhaube sauber halten und nasse Flügel trocknen

Eine gute Sicht aus dem Cockpit ist sehr wichtig und deshalb müssen die Hauben sauber sein. Wenn du mit den Händen gegen die Haube drückst, kann dies zu Beschädigungen führen. In jedem Fall aber zu fettigen Abdrücken. Fettige Hauben halten Staub und Schmutz fest. Reinige die Hauben bei Bedarf mit sauberem Wasser und einem sauberen Fensterleder. Verwende dieses Leder nur für die Hauben. Ein trockenes oder schmutziges Tuch verursacht Kratzer.

Wenn nach einem Regenschauer wieder mit dem Fliegen begonnen wird, sind Tragflächen und Höhenruder vor dem Start sorgfältig zu trocknen. Tropfen auf den Flügeln erhöhen die Rauigkeit des Profils, verursachen turbulente Strömung und verringern den kritischen Anstellwinkel. Insbesondere in den Startphasen kann es mit nassen Flügeln zu Unfällen kommen. Trockne alle Teile deines Segelflugzeuges gründlich, auch das Höhenruder.

Merke: ein Luftfahrzeug ist sauber und trocken bevor du startest. Starte nie, wenn nicht beide Flügel und das Höhenleitwerk trocken sind!

Jeder Segelflieger hasst es, einen Schaden zu verursachen, aber es ist keine Schande und kann jedem passieren. Schäden oder mögliche Mängel immer dem Verantwortlichen melden.

Nur der Techniker darf beurteilen, ob das Luftfahrzeug noch lufttüchtig ist.

Es ist besser, vorsichtig zu sein, als unvorsichtig. Das Melden möglicher Schäden ist unbedingt erforderlich.
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Abb. 6.1.5 1 FliegenFliegen
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6.1.5  Kontrollen und Fliegen

Beim Fliegen ist die Flugsicherheit oberste Priorität, daher muss du folgende Punkte nicht nur kennen, sondern verinnerlichen.

  • Halte die Regeln und Vorschriften ein
  • Fliege nur, wenn du dich fit fühlst
  • Nehme Rücksicht auf andere
  • Verwende die Checklisten.
  • Lese dir jeden Punkt der Checkliste und die erforderliche Aktion für diesen Prüfpunkt laut vor.
  • Führe die erforderlichen Aktionen der Checkliste gewissenhaft aus.
  • Vermeide gefährliche Situationen
  • Halte Sicherheitsabstände ein
  • Halte immer eine sichere Fluggeschwindigkeit ein, insbesondere in niedrigen Höhen
  • Treffe rechtzeitig die richtigen Entscheidungen
  • Fliege regelmäßig mit einem Fluglehrer
  • Fliege angepasst an die aktuelle Situation
  • Kenne deine eigenen Grenzen
Täglicher Vorflugcheck

Bevor du jedoch in die Luft gehst sind einige (überlebens-) wichtige Überprüfungen vorzunehmen. Das ist zunächst die tägliche Vorflugkontrolle. Sie ist für jedes Luftfahrzeug, bevor es in die Luft darf, täglich vorgeschrieben und sehr gewissenhaft durchzuführen. Gegebenenfalls ist sie auch bei einem Pilotenwechsel sinnvoll.

6 1 Rundgang 1

Die tägliche Vorflugkontrolle muss immer gemäß dem Flughandbuch des jeweiligen Segelflugzeugtyps durchgeführt werden.

Da die Luftfahrzeuge immer komplexer werden, ist es sehr sinnvoll, typenspezifische Checklisten zur erstellen, die einzelnen Punkte abzuhaken und im Segelflugzeug parat zu haben.

Generell sind die Piloten für eine durchgeführte Vorflugkontrolle verantwortlich, bzw. müssen sich über die ordnungsgemäße Durchführung vergewissern. Vor einem Schulbetrieb ist es die Aufgabe des Fluglehrers, diese Kontrollen durchzuführen bzw. zu überwachen. Durchgeführte Kontrollen müssen rechtsverbindlich beurkundet werden (z.B. Unterschrift auf Startkladde oder elektronischer Eintrag).

Anhand des Beispiels einer ASK 21B siehst du nebenstehend die tägliche Vorflugkontrolle („Rundgang um das Segelflugzeug“) und darunter die vorgeschriebenen Kontrollpunkte.

6 1 Text tägliche Kontrolle

Startcheck
(Beispiel anhand einer ASK 21B)
 

Vor jedem Flug musst du deinen Startcheck machen, hier ist ebenfalls das Verfahren nach dem Flughandbuch maßgebend.

6 1 Beladeplan

  6 1 Vorflugkontrolle

Oft findest du in deinem Segelflugzeug im sichtbaren Bereich (meist Armaturenbrett) eine ausgedruckte Startcheckliste und an der Bordwand den Beladeplan und die Betriebsgrenzen. Vor dem Einsteigen überzeugst du dich von der Zulässigkeit der Beladung (minimale Zuladung, Höchstzuladung und Trimmgewichte).

Direkt vor dem Start führst du den Startcheck durch. Ganz wichtig ist, dass du ihn, auch wenn du alleine im Segelflugzeug sitzt, laut durchgehst und dich während des Checks nicht ablenken lässt. (z.B. irgendwelche Hinweise über Funk oder von Außenstehenden). So vermeidest du das versehentliche „Vergessen“ von wichtigen Punkten. Geschieht das trotzdem, beginne deinen Startcheck wieder von vorne.

Prüf- bzw. Check- oder Klarlisten während des Fluges

Je nach Segelflugzeugtyp gibt es gemäß dem Flughandbuch Listen für besondere Verfahren oder Notfälle (z.B. Aus- und Einfahren des Motors, Verhalten bei Motorbrand). Diese Listen müssen an Bord mitgeführt werden, bzw. gut sichtbar angebracht sein. Oft sind sie auch in Überwachungsgeräten oder Bordrechnern elektronisch hinterlegt.

Das eigentliche Fliegen

Der Inhaber einer Segelfluglizenz (SPL) und ein Flugschüler, der alleine fliegen darf, haben große Freiheiten. Als Segelflugschüler darfst du in Sichtweite und unter Aufsicht des Segelfluglehrers fliegen. Natürlich kann der Segelfluglehrer nicht ständig ein Auge auf dich haben. Er erwartet von dir, dass du dich an den vereinbarten Flugauftrag hältst, dich innerhalb der Betriebsgrenzen des Segelflugzeugs bewegst und dein Fliegen den Gegebenheiten anpasst. Bei guter Sicht und wenig Flugbetrieb ist mehr möglich, als bei schlechter Sicht und vielen anderen Luftfahrzeugen in der Nähe.

Wer eine SPL hat, darf prinzipiell mit seinem Segelflugzeug im In- und Ausland fliegen. Er kann Überlandflüge, Gebirgsflüge, Wettbewerbsflüge usw. durchführen. All diese Dinge sind gesetzlich erlaubt, aber es zeugt von gutem fliegerischem Verhalten (good airmanship), diese Dinge Schritt für Schritt zu tun. Stets angepasst an die persönliche Flugerfahrung und die eigenen Fähigkeiten.

Ein guter Pilot zu sein bedeutet, mit gesundem Menschenverstand zu fliegen und sicher zu stellen, dass du nur die Herausforderungen annimmst, die deinem fliegerischen Niveau angemessen sind. Es bedeutet auch, dass du einen Flug abbrichst, wenn du merkst, dass du nicht mehr gut fliegst. Dass du die Thermik verlässt, wenn du das Gefühl hast, dass andere Segelflugzeuge dir zu nahekommen und, dass du dich in der Thermik den anderen Segelflugzeugen anpasst. Dies gilt auch dann, wenn du das Gefühl hast, dass du das stärkste Steigen verpasst. Kurz gesagt, Fliegen bedeutet, es sicher zu tun.
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6.1.6  Luftraumbeobachtung

  • Luftraumbeobachtung und Aufpassen ist die Sicherheitsregel Nummer eins
  • Bewusste Beobachtung bedarf der Übung

Sehen und gesehen werden heißt, im Luftraum zu sein oder nicht zu sein.

Es ist wichtig, so viel als möglich nach draußen zu schauen und nur einen kurzen Blick auf die Instrumente zu werfen. Du musst lernen, wie man den Luftraum richtig beobachtet und die Instrumente nur ab und zu kurz abzulesen. Trainiere, die Luftfahrzeuge um dich herum im Auge zu behalten und dir deren Position und Flugrichtung zu merken. Gute Luftraumbeobachtung bewahrt vor unerwarteten Überraschungen. Reflektionen von z.B. Thermikmützen in der Cockpithaube können die Luftraumbeobachtung erschweren.

Genau wie beim Starten und Landen ist sorgfältige Luftraumbeobachtung bei allen Flugübungen wichtig.

Beispielsweise wird eine Kurve erst dann eingeleitet, wenn man sich überzeugt hat, dass der Luftraum in gleicher Höhe und besonders in Richtung der geplanten Kurve frei ist. Während des Kurvenflugs schaue regelmäßig in die Richtung der Kurve. Auf diese Weise behältst du die Umgebung im Auge. Bei Richtungsänderungen besteht ein besonderes Kollisionsrisiko mit hinter dir fliegenden Luftfahrzeugen. Daher ist es wichtig, während der Richtungsänderung so früh als möglich den Luftraum hinter deiner ursprünglichen Position zu prüfen.

Achte vor allem auf Luftfahrzeuge, die in gleicher Höhe fliegen und ob dir welche entgegenkommen. Besonders Luftfahrzeuge, die dir entgegenkommen, sind schlecht zu sehen und sie nähern sich sehr schnell.
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Luftraumbeobachtung ret Luftraumbeobachtung
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Jedes Objekt, dessen Position sich in deinem Blickfeld nicht ändert, sondern nur größer wird, ist auf Kollisionskurs!
Denke voraus, ändere frühzeitig deine Flugrichtung und berücksichtige, dass der andere dich vielleicht nicht sieht.
Ein weißes Segelflugzeug mit einer Wolke im Hintergrund fällt kaum auf. Besonders bei schlechter Sicht gegen die Sonne musst du sorgfältig den Luftraum beobachten. Zu unterscheiden, ob sich ein Luftfahrzeug entfernt oder entgegenkommt, ist manchmal schwer. Die Silhouetten sind dann fast gleich. Auch bei hellem Wetter sind wegen der vielen Details am Horizont besonders die Segelflugzeuge in gleicher Höhe oft schwer vom hellen Hintergrund zu unterscheiden.
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Abb. 6.1.4.2.1 KollisionsgefahrKollisionsgefahr
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Ausweichregeln

Die Ausweich- und Vorrangregeln sind international geregelt (SERA), deshalb findest du weitere Details im Kapitel 1 Luftrecht (1.5 Luftfahrtvorschriften

  • Ein landendes Luftfahrzeug hat Vorrang.
  • Bei der Landung hat das tiefer fliegende Luftfahrzeug Vorrang (1)
  • auf Gegenkurs nach rechts ausweichen (2)
  • ein Segelflugzeug von rechts hat Vorrang (3)
  • Segelflugzeuge überholen nur rechts oder links, nicht über- oder unterfliegen (4)
  • Segelflugzeuge haben Vorrang vor motorgetriebenen Luftfahrzeugen (5)
  • Segelflugzeuge im Hangflug mit der rechten Fläche zum Gelände haben Vorrang
Natürlich kennt jeder die Regeln für Ausweichmanöver. Achte besonders auf Luftfahrzeuge, die auf gleicher Höhe fliegen und sich dir nähern.
xx  Abb. 6.1.4 9 Scheinbare Größe Frontaler Anflug scheinbare Größe, Anflug direkt von vorne
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Anflug von zwei Segelflugzeugen mit je 100 km/h, was einer Anfluggeschwindigkeit von 55,5 m/s entspricht. Im Bild siehst du die scheinbare Größe projiziert auf die Cockpithaube in 1 m Abstand zum Auge im Vergleich zum 15 mm Klebeband für den Wollfaden. (angenommene Spannweite 15 m).
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Luftraumkolission Motor web1100stehende Peilung
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Ein Luftfahrzeug, dessen Position sich in deinem Blickfeld nicht ändert (stehende Peilung), dessen Größe aber zunimmt, befindet sich auf Kollisionskurs. Bedenke dabei, dass der seitliche Winkel, unter dem du das anfliegende Luftfahrzeug siehst, sehr groß ist. Bei gleicher Geschwindigkeit siehst du das anfliegende Luftfahrzeug unter einem Winkel von 45 Grad rechts oder links von deiner eigenen Flugrichtung. Bei doppelter Geschwindigkeit sind es bereits 60 Grad. Deine Luftraumbeobachtung muss also immer einen Bereich mit +/- 90 Grad zu deiner eigenen Flugrichtung umfassen. Denke vorausschauend und weiche so früh wie möglich aus. Bedenke, dass der andere dich möglicherweise nicht sieht.

 Abb. 6.1.4 11 Flugrichtung

Es ist oft schwer zu erkennen, ob ein Luftfahrzeug von dir weg oder auf dich zu fliegt. Die Silhouetten sind fast identisch. Selbst bei klarem Wetter ist es wegen der vielen Details am Horizont oft schwierig, die Luftfahrzeuge zu unterscheiden, die sich auf gleicher Höhe befinden!

Normalerweise braucht das Auge etwa 2 Sekunden, um nach einem Blick auf die Instrumente wieder auf unendlich zu fokussieren. Entwickele eine Scan-Methode, bei der du einige Sekunden lang bewusst in alle Richtungen schaust. Das Üben des bewussten Schauens ist ebenso wichtig wie das Erlernen der richtigen Landung.

Denke auch daran, dass bei schlechter Sicht das Auge auf die Entfernung der Instrumente fokussiert bleiben kann. Du siehst in der Tat nicht klar, wenn du nach draußen blickst. Behalte deshalb zunächst eine Weile den Blick auf den Boden gerichtet (kontrastreicher Hintergrund).
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6.1.4 12 Segler Luftraumscan neu SPLLuftraumbeobachtung - Scannen; der dunkel hinterlegte Bereich deckt den Bereich ab, aus dem Kollisionsgefahr droht, der blau hinterlegte Bereich entscheidet die Flugtaktik
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Die Bilder oben zeigen eine Scan-Methode, die sich in der Praxis bewährt hat.

Der Pilot schaut kurz in die jeweilige Richtung, um seinen Augen Zeit zu geben, sich auf diese Region zu fokussieren. Bei Berufspiloten hat man festgestellt, dass sie 3 Sekunden lang auf das Instrumentenbrett schauen und dann den Luftraum etwa 20 Sekunden lang abtasten. Segelflieger fliegen in der Regel langsamer, aber mit variableren Flughöhen und Richtungen. Bei ihrer Abtastmethode schauen sie aus taktischen Gründen auch nach oben und schräg nach unten. Natürlich berücksichtigen sie dabei auch die Kumuluswolken. Ein solches Abtastverfahren könnte dann wie das oben abgebildete aussehen. Der Blick des Piloten geht von der einen Tragfläche in Richtung der anderen und dann über die Instrumente zurück zur anderen Seite. Den dunkel unterlegten Bereich beachtet er wegen möglicher Kollisionsrisiken besonders.

Noch ein paar Tipps zur Förderung der Flugsicherheit

Du hast in den obigen Kapiteln gelernt, wie du deine Luftraumbeobachtung gestaltest und wohin du einem anderen Segelflugzeug ausweichst, damit du dich mit möglichst wenig Risiko im Luftraum bewegen kannst.

Deine eigene Anstrengung der Luftraumbeobachtung kann heute durch elektronische Geräte unterstützt werden. Eines dieser Geräte ist das FLARM (Flight Alarm). Der GPS-Empfänger deines FLARMs erhält in kurzen Zeitabständen die einzelnen GPS-Positionen deines Luftfahrzeugs. Diese strahlt dein FLARM ständig per Funk aus und ermittelt gleichzeitig deinen zukünftigen Flugweg. Gleichzeitig empfängt dein FLARM die ständig gesendeten einzelnen GPS-Positionen von Luftfahrzeugen in deiner Nähe, wenn diese ebenfalls mit einem FLARM ausgerüstet sind, und errechnet daraus deren zukünftige Flugwege. Aus diesen Informationen errechnet dein FLARM für jedes Luftfahrzeug in deiner Nähe das Kollisionsrisiko. Bei Gefahr wird der Pilot über gefährlichen Verkehr gewarnt und die relative Position des anderen Luftfahrzeuges dargestellt.
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Flarm für SPLFLARM Anzeige und Cockpitsicht
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Gleiches erfolgt über die FLARM der in der Nähe befindlichen Luftfahrzeuge. So können die Piloten nach den oben beschriebenen Regeln ausweichen. Das FLARM kann dich nur unterstützen, wenn es korrekt installiert und entsprechend sachkundig nach eingehendem Studium der Anleitungen betrieben wird. Lese dir daher die Bedienungsanleitung und die Warnhinweise des Herstellers gewissenhaft durch. In keinem Fall entbindet dich das FLARM von einer aufmerksamen Luftraumbeobachtung.

Damit du auch unter schwierigen Sichtbedingungen andere Luftfahrzeuge frühzeitig erkennen kannst, hier noch weitere Tipps, wie du die Sichtverhältnisse aus dem Cockpit positiv beeinflussen kannst:

Vergewissere dich vor dem Flug, dass deine Kabinenhaube sauber und eventuell auch deine Sonnenbrille sauber ist.

Öffnen das Seitenfenster, um die Kabinenhaube frei zu blasen, sobald ein Beschlagen auftritt.

Starte nicht mit einer nassen und/oder beschlagenen Kabinenhaube. Auch nicht nach einem Regenschauer.

Bereite dich gut auf den Flug vor, damit du während des Fluges so viel wie möglich nach draußen schauen kannst.

Berücksichtige die toten Winkel rund um das Segelflugzeug. Über, unter und zu Beginn einer Kurve den Bereich hinter dir.

Achte darauf, dass du nicht zu nahe an eine Wolke kommst. Die gesetzlich vorgeschriebenen Wolkenabstände sind stets einzuhalten. Aber auch außerhalb dieser Abstände kann die Sicht in der Nähe von Wolken stark durch teilweise Kondensation der Luftmasse eingeschränkt sein. Es ist gefährlich und sehr schwierig, das Segelflugzeug ohne Sicht auf Horizont oder Boden in einer normalen Flugbahn zu halten. Solltest du versehentlich durch unerwartet starkes Steigen der Wolkenbasis zu nahekommen, fahre die Bremsklappen aus und steige mit erhöhter Geschwindigkeit ab, bis du wieder hinreichenden Abstand zur Wolke erreicht hast.

Sei bei schlechten Sichtverhältnissen besonders vorsichtig. Besonders gegen die Sonne siehst du wenig. Behalte die Position und Richtung der anderen Luftfahrzeuge genau im Auge. Achte auf die Orientierungspunkte am Boden und verliere die Lage des Flugplatzes nicht aus den Augen.

 

Anker:  Flugleiter = Allvo1; Bodentransport = Allvo2; Sachgemäßer Umgang = Allvo5; Fliegen = Allvo4; Luftraumbeobachtung = Allvo3

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