2.3.2  Wahrnehmung - der Entscheidungsprozess

 

Beim Segelfliegen lernst du, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Eine Landung muss auf Anhieb klappen, weil du keine Chance hast, einen Go-Around zu machen. Du musst während des Fluges viele Entscheidungen treffen und entschlossen handeln. Vieles davon machen wir unbewusst - so sehen und fühlen wir, dass eine Flächenspitze nach unten hängt oder die Flugzeugnase zu tief ist und korrigieren das automatisch. Ein erfahrener Segelflieger kreist in der Thermik und kann in der Zwischenzeit gleichzeitig den Luftraum beobachten und den weiteren Flugweg unter den Wolken festlegen.

Eine Entscheidung wird durch die Auswahl aus einer Reihe von verschiedenen Alternativen getroffen und unterliegt zahlreichen bewussten und unbewussten Sinneseindrücken. Wir haben immer eine Reihe von Zielen vor Augen. Beim Thermikfliegen ist die Sicherheit sehr wichtig, deswegen wählen wir eine angemessene Geschwindigkeit, um nicht einen Strömungsabriss zu riskieren. Andererseits wollen wir aber mit der optimalen Steiggeschwindigkeit im besten Steigen kreisen, um möglichst schnell zu steigen. Dabei müssen wir natürlich Kollision vermeiden und scannen ständig den Bereich, in dem wir fliegen. All diese Dinge können wir lernen und wir speichern die Erfahrungen im Langzeitgedächtnis.

Abb. 2.3.2 Wahrnehmung Fehler

Manchmal machen wir Fehler, da wir falsche Entscheidungen treffen. Es ist wichtig, die Ursache dafür zu kennen und daraus zu lernen.

Was verstehen wir unter „situational awareness“ oder "Situationsbewusstsein" in der Luftfahrt?

Um die richtigen Entscheidungen treffen zu können, ist es wichtig, dass der Pilot ein Situationsbewusstsein hat. Seine Gedanken müssen beim Fliegen sein und nicht z.B. bei Problemen in der Arbeit. Er muss wissen, wo und wie hoch er ist, in welche Richtung er fliegen soll, wer in seiner Nähe fliegt, woher und mit welcher Stärke der Wind weht, wie hoch seine Geschwindigkeit ist und wie weit er steigt. Wenn er Entscheidungen trifft, muss er in der Lage sein, schnell zu entscheiden. Was zuerst und was kann warten. Richtiges Situationsbewusstsein bedeutet also, sich der Situation, in der man sich befindet, bewusst zu sein. Dass du weißt, was innerhalb und außerhalb des Flugzeugs passiert und dass du vorausdenkst.

Der Wert des Situationsbewusstseins für die Flugsicherheit

Situationsbewusstsein ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen sicheren Flug. Viele Unfälle haben sich ereignet, weil sich der Pilot nicht vollständig bewusst war, was innerhalb oder außerhalb des Flugzeugs geschah.

Eine gute Flugvorbereitung kann das Situationsbewusstsein verbessern. Studiere vor dem Flug sorgfältig die Karte und den Luftraum. Stellen sicher, dass du fit bist und fit bleibst. Ein ausgeschlafener und fitter Mensch ist viel aufmerksamer. Nimm ausreichend Essen und Trinken mit, reinige die Kabinenhaube und Deine Brille vor dem Flug. Mache deine Vorflugkontrollen sorgfältig und informiere dich über die aktuelle Wettervorhersage sowie eventuelle wichtige Bekanntmachung entlang deines Flugweges (z.B. Notams usw.). Eine gute Flugvorbereitung hilft dir, deine Aufmerksamkeit auf das Fliegen zu konzentrieren. Wenn du z.B. erst  während des Fluges eine Karte umklappst oder eine Route in deinen Flugcomputer eingeben musst, ist dies nicht mit einem guten Situationsbewusstsein vereinbar.

Faktoren, die einem guten Situationsbewusstsein im Wege stehen
Bei unzureichendem Situationsbewusstsein fehlt dir das Einschätzungsvermögen, was im oder außerhalb des Cockpits geschieht. Du hast keinen ausreichenden Überblick, kannst nicht vorausdenken, bist nicht so aufmerksam, du bist nicht konzentriert und bemerkst mögliche Gefahren später als sonst. Du bist also ständig „hinter“ dem Flugzeug – du reagierst nur noch.
Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen und falsche Entscheidungen zu treffen. Weitere Faktoren wie z.B. Stress, Müdigkeit, ein nicht richtig funktionierendes Funkgerät und übermäßigen Arbeitsdruck beeinflussen das Situationsbewusstsein negativ.
 
 
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